Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_E_04_06
DOI: 10.1055/s-2006-952856

Glycodelinbindung an Spermatozoen des Ejakulates

G Keck 1, N Gneist 1, A Zimmermann 1, I Trinkaus 1, W Distler 1
  • 1Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe; Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Dresden

Als Parameter der andrologischen Diagnostik sind Ejakulatkonstituenten selektiert worden. Die vorliegende Untersuchung soll klären, ob das aus dem Seminalplasma nach Ejakulation oberflächengebundene Glycoprotein Glycodelin humaner Spermatozoen (GdO) ein prädiktiver andrologischer Fertilitätsfaktor ist.

Zusätzlich zur WHO-Diagnostik wurde GdO an 5749 Spermien (SP) von 42 Ejakulaten (10 Normozoospermie, N, nSP=1866; 13 Teratozoospermie, T, nSP=1747; 19 Asthenoteratozoospermie, AT, nSP=2136) immunzytochemisch mit der LSAB-Methode und DAB als Chromogen unter Anwendung des monoklonalen Antikörpers Mf8 gegen alle Isoformen Glycodelin (Gd) zellbezogen dargestellt. Das durch Messung der mittleren Fläche der Braunfärbung und als Score (GdOS=0–3) quantifizierte GdO wurde pro Ejakulat ermittelt. Die mittleren GdOS der Ejakulate untereinander und der in Gruppen nach WHO-Nomenklatur erfassten Ejakulate wurden statistisch mit dem Mann-Whitney-Test ausgewertet (SPSS 12.0, Chicago, Ill.).

In jedem untersuchten Ejakulat fanden wir GdO (S=0,34–2,57). Innerhalb der Nomenklaturgruppen wurde GdO in unterschiedlicher Ausprägung nachgewiesen, die mittleren GdOS für N (GdOS=0,75–2,57), T (GdOS=0,34–2,56) und AT (GdOS=0,35–2,20) unterscheiden sich statistisch nicht signifikant. Die Korrelation zwischen der Zellmorphologie und der Menge des GdO war innerhalb einer jeden Nomenklaturgruppe signifikant (p<0.05), wobei die mittlere GdO an pathomorphen SP höher war als an normomorphen SP.

GdO unterscheidet sich quantitativ von Ejakulat zu Ejakulat, wobei die Qualität des Ejakulates hinsichtlich WHO Nomenklatur für die Gd-Bindungskapazität keine Bezugsgröße darstellt. Weitere Untersuchungen sollten der These nachgehen, dass das signifikant höhere GdO an pathomorphen Spermien im Vergleich zu normomorphen Spermien auf eine immunmodulatorische Wirkung des Gd bei der Auswahl der zur Befruchtung präferierten Spermien hindeutet.