Geburtshilfe Frauenheilkd 2006; 66 - PO_G_04_19
DOI: 10.1055/s-2006-952878

Von der pränatalen Chromosomenanalyse zur Chipdiagnostik

B Eiben 1, R Glaubitz 1
  • 1Institut für Klinische Genetik Nordrhein, Essen

Seit über 30 Jahren gibt es pränatale Vorsorgeprogramme zur Erkennung von Chromosomenaberrationen. Nach Amniocentese oder CVS kann eine komplette fetale Chromosomenanalyse erfolgen, die fast alle Chromosomendefekte bis zu 3–5 Mb detektiert. Durch die Langzeitkultur liegt erst nach 1–2 Wochen ein Befund vor. Deshalb kommt seit etwa 8 Jahren der pränatale Schnelltest mittels Fluoreszenz in situ Hybridisierung (FISH) oder PCR zum Einsatz. Hierdurch können innerhalb von 24h numerische Anomalien (z.B. Trisomien 21, 18, 13, Triploidien und 45, X) erkannt werden. Andere Chromosomenveränderungen bleiben im Schnelltest unentdeckt. Würde nur der Schnelltest angewandt, würden dadurch bei Amniocentesen etwa 1% und bei CVS etwa 2,5% auffälligen Chromosomensätzen nicht entdeckt werden (Caine et al. 2005). Unter 10.012 Amniocentesen aus unserem Datenpool waren 51 Fälle nur über die klassische Chromosomenanalyse erkennbar. Deshalb wird dieser Schnelltest in Deutschland nur als zusätzlicher Test neben der klassischen Karyotypisierung angeboten.

Gegenwärtig steht eine neuen DNA-Chip-basierte Technik mit einer wesentlich höheren diagnostischen Aussagekraft bereit. Hierdurch lassen sich demnächst eine wesentlich bessere Diagnostik im Bereich von Mikrodeletionen und Subtelomerveränderungen erreichen. Le Caignec et al. (2005) reanalysierten mittels dieser Genetik-Chips Fruchtwasserproben von Feten mit multiplen Fehlbildungen. In mehr als 10% der Fälle wurden trotz unauffälligem Karyotyps noch kleinste chromosomale Veränderungen gefunden.

In einer Pilotstudie analysieren wir gegenwärtig chromosomal auffällige und unauffällige Fälle mittels der Chiptechnologie. Die mit der klassischen Zytogenetik beschriebenen Aberrationen konnten bislang in allen Fällen mittels der Chiptechnologie bestätigt werden. Jedoch fanden sich auch Fälle mit kleinsten Veränderungen, die bei klassischer Zytogenetik nicht gefunden werden konnten.