Fragestellung: Die Parkinsonsche Krankheit ist eine häufige Ursache perioperativer Morbidität. Etwa
10.000 Parkinson Patienten unterziehen sich jährlich einem chirurgischen Eingriff.
Dabei ist das perioperative Management bei diesen Patienten unter Vollnarkose i.W.
seit Jahren unverändert. In der Regel wird die orale Medikation vor dem Eingriff so
lange wie möglich beibehalten und danach unverzüglich wieder aufgenommen. Alternative
therapeutische Strategien sind invasiv, kompliziert in der Handhabung und oftmals
teuer: Levodopa über nasogastralen Katheter oder intraduodenal, Amantadin intravenös
und die kontinuierliche subkutane Gabe von Apomorphin. Ziel unserer Beobachtung war
es, die Durchführbarkeit der perioperativen Gabe von Rotigotin, einem neuen, nicht-ergolinen
Dopamin-Agonisten, der als transdermales Pflaster (Neupro®) in der Einmalgabe über
24 Stunden kontinuierliche Plasmaspiegel erreicht, bei perioperativen Patienten mit
idiopathischem Parkinson-Syndrom zu untersuchen.
Ergebnisse: Die medizinischen Berichte von 837 Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom
(Durchschnittsalter 61,7 Jahre), die an internationalen, prospektiven, doppelblinden,
Plazebo-kontrollierten multizentrischen Studien teilgenommen haben, wurden analysiert.
28 mit Rotigotin behandelte Patienten unterzogen sich 30 chirurgischen Eingriffen
in Vollnarkose. Die Behandlung mit Rotigotin transdermalem Pflaster wurde darunter
bei 25 Patienten unverändert fortgeführt (26 chirurgische Eingriffe; 85%). Postoperativ
wurden bei einem Patienten tiefe Venenthrombose, Infektion und Schmerzen berichtet.
Die Werte der Unified Parkinson's Disease Rating Scale (UPDRS) Teil III wurden im
Rahmen der Studien in Intervallen bis zu 12 Wochen erhoben. Der Vergleich der prä-
mit den postoperativen Summenwerten ergab eine Differenz von 0,4 Punkten (SD 3,08).
Schlussfolgerungen: Patienten mit idiopathischem Parkinson-Syndrom zeigen im Rahmen operativer Eingriffe
bedingt durch den Wegfall der oralen Medikation häufig eine Verschlechterung ihrer
Symptomatik. Die Ergebnisse unserer Untersuchung weisen darauf hin, dass die Therapie
mit Rotigotin transdermalem Pflaster auch unter perioperativen Bedingungen in dieser
Population fortgeführt werden kann. Rotigotin stellt möglicherweise eine zuverlässige
und leicht zu handhabende Therapieoption bei perioperativen Patienten dar.