Das Dresdner Brückenprojekt zur Verbesserung der ambulanten palliativmedizinischen
und -pflegerischen Versorgung sowie zur Vermeidung von Notarzteinsätzen und Verringerung
von Krankenhausaufenthalten bei Finalpatienten wird vorgestellt. Die sich – auch durch
die Struktur der Integrierten Versorgung – ergebenden Spannungsfelder der ambulanten
Palliativarbeit stellen eine kommunikative Herausforderung dar. Methoden: Das Brückenteam wurde vom Krankenhaus St. Joseph-Stift Dresden initiiert und gemeinsam
mit der AOK Sachsen sowie Haus- und Fachärzten der Region als Modellprojekt der Integrierten
Versorgung ins Leben gerufen. Anhand der seit Januar 2005 laufenden Projektdokumentation
und -statistik, von der Selbstständigen Abteilung Sozialmedizin der Universität Leipzig
mitentwickelt und evaluiert, werden Patientengut, Betreuungsverlauf und Anforderungen
an das Brückenteam vorgestellt. Auf die zum Teil schwierige Zusammenarbeit mit niedergelassenen
Ärzten wird ebenso eingegangen wie auf den hohen Stellenwert der Unterstützung von
Angehörigen Schwerstkranker und Sterbender. Resultate: Im Beobachtungszeitraum 2005 starben 138 Patienten, davon 101 Patienten (73%) entsprechend
ihrem Wunsch außerhalb von Krankenhaus oder Hospiz. Eine starke Akzeptanz bei Patienten
und häuslichem Umfeld ergab sich (neben der zeitnahen Symptomkontrolle) durch die
24-Stunden-Rufbereitschaft und die psychische Mitbetreuung der Angehörigen. Schlussfolgerungen: Die enge Zusammenarbeit mit Kliniken, Haus- und Fachärzten, ambulanten Pflegediensten,
Kurzzeitpflegeeinrichtungen und Pflegeheimen macht den nach wie vor großen Gesprächsbedarf
deutlich – sowohl zu Therapiestandards als auch bei der Ermutigung, vorhandenes Wissen
im konkreten Fall anzuwenden (ausreichend hohe Schmerzmittelgabe, Bedarfsmedikation
etc.). Diese Gespräche, das Werben um Kooperation und um die ganzheitliche Betreuung
sind als fester konzeptioneller Bestandteil der Brückenarbeit unerlässlich. Die vorläufige
Kostenanalyse ergab keine wesentliche Reduktion bei jedoch deutlicher Erhöhung der
Lebensqualität. Brückenbetreuung ist also nicht als Sparpaket zu verstehen, sondern
als Verbesserung der bisher defizitären Versorgungsstruktur, um dem Sterben auch von
Palliativpatienten seinen angestammten Platz zurückzugeben – würdevoll und in vertrauter
Umgebung.