In der Palliativsituation ist eine Tumorheilung nicht mehr möglich, die Therapie zielt
vorrangig auf eine Besserung der Lebensqualität und Linderung tumorbedingter Symptome.
Die strahlentherapeutischen Möglichkeiten werden dabei häufig unterbewertet und Aufwand
sowie potenziell unerwünschte Wirkungen für den Patienten überbewertet. Die Strahlentherapie
hat sich als effektive, rasch wirksame und bei richtiger Indikationsstellung nebenwirkungsarme
Therapie bewährt. Häufige Indikationen der Strahlentherapie in der symptomatischen
Palliativsituation sind Schmerzen (insbesondere durch Knochenmetastasen), Hirnmetastasen,
Myelonkompression sowie Blutungen, Dyspnoe, Stridor und obere Einflussstauung. Durch
Anpassung der Fraktionierungskonzepte auf kurze Bestrahlungsschemata kann der Aufwand
für den Patienten minimiert werden. Die Therapiedauer beträgt 1–2 Wochen, bei sehr
ungünstiger Prognose haben sich Einzeitbestrahlungen mit 1×8 Gy etabliert. In der
Regel erfolgt eine perkutane Strahlentherapie. Je nach Tumorlokalisation und Therapieziel
kann auch ein Afterloading indiziert sein. Schmerzen werden vorwiegend bei Knochenmetastasen,
tumorbedingter Nerveninfiltration oder als Kapselspanungsschmerz symptomatisch. In
dieser Situation kann durch die Strahlentherapie bei 60–80% der Patienten eine rasche
Schmerzlinderung erreicht und der Analgetikabedarf minimiert werden. Der Effekt erreicht
ca. 2–4 Wochen nach Bestrahlung sein Maximum und hält über mehrere Wochen bis Monate
an. Über 60% der Patienten haben eine anhaltende Schmerzlinderung bis zu ihrem Tod.
Eine Rebestrahlung bei erneuter Schmerzzunahme ist möglich und dann erneut effektiv.
Bei Hirnmetastasen ist die Strahlentherapie in Kombination mit Kortikosteroiden eine
effektive palliative Therapie. Im Verlauf der Strahlentherapie bessert sich bei 75–80%
der Patienten die neurologische Symptomatik. Die Strahlentherapie ist besonders effektiv,
wenn sich die neurologische Symptomatik bereits unter der in der Regel primär eingesetzten
Steroidtherapie bessert. Ganzhirnbestrahlung oder stereotaktische Bestrahlung werden
in Abhängigkeit vom Tumor eingesetzt. Die metastatisch bedingte Myelonkompression
ist eine Notfallindikation. Abhängig vom neurologischen Status vor Radiatio wird eine
Remissionsrate von 30–80% erreicht. Eine akute tumorbedingte Blutung wie sie z.B.
beim exulzerierten Mammakarzinom, Hautmetastasen, Bronchial-Ca oder Zervix-Ca auftritt,
kann mit wenigen hochdosierten Bestrahlungen beherrscht werden. Die obere Einflussstauung
bietet ein dramatisch und vital bedrohliches Bild. Die Strahlentherapie sollte in
dieser Situation nicht verzögert werden und führt zu einem raschen und anhaltenden
Ansprechen bei ca. 80% der Patienten. Weitere pulmonale Symptome wie Husten und Dyspnoe
sind einer palliativen Strahlentherapie gut zugänglich und können effektiv behandelt
werden. Der Husten klingt oft bereits während der Strahlentherapie ab, die Dyspnoe
bessert sich verzögert. Zusammenfassung: Der Strahlentherapie kommt in der palliativen Situation eine wichtige Rolle zu. Bei
richtiger Indikationsstellung kann eine rasche und anhaltende Linderung der tumorbedingten
Beschwerden mit minimalen Nebenwirkungen bei kurzer Behandlungsdauer erzielt werden.