Seelsorge ist im Krankenhaus eine Realität und sieht sich unterschiedlichsten Erwartungen
ausgesetzt. Beiden großen Kirchen liegt die Sorge um den kranken Menschen am Herzen.
So stellen sie dies auch in das Zentrum ihrer Pastoral, denn die Kranken zu besuchen
ist – wie Jesus sagt – eines der sieben Werke der Barmherzigkeit. Dass sich Seelsorge
als subjektzentrierte Seelsorge versteht, ist die Konsequenz einer biblisch-theologischen
Fundierung. Wie sich die Theologie immer fortentwickelt – man denke nur an den Wandel
im Verständnis des Sakraments der letzten Ölung hin zur Krankensalbung – so haben
sich auch die Bedürfnisse des Patienten und das Selbstverständnis des gesamten Medizinbetriebes
stark verändert. Deutlich wird dies an der systemischen Einbindung der Seelsorge im
Palliativbereich. Mit geprägt von diesen Erfahrungen wird die Struktur, das Organigramm,
eines jeden Krankenhauses auf den Prüfstand gestellt, ob diesbezüglich nicht neben
Medizin, Pflege und Verwaltung als vierte Säule die psychosozialen Dienste und die
Seelsorge hinzu kommen müssten. Denn Seelsorge als fester Bestandteil des Behandlungsteams
ist eine neue Realität, die Fragen aufwirft, wie z.B. die Dokumentationspflicht in
den Krankenakten. Die Wiedergabe einer Situation mithilfe von Zahlen stellt für die
klinische Seelsorge ein Lernfeld dar. Seit 2004 dokumentiert z.B. das gesamte Seelsorgeteam
im Klinikum Großhadern alle Einsätze. Daraus geht z.B. hervor, dass die Seelsorge
bei 46% aller Sterbenden oder bereits Verstorbenen – auch als Ansprechpartner für
die Hinterbliebenen – dazugeholt wurde. Hier zeigt sich zudem die Erwartung des Hauses,
dass Seelsorge in diesen Grenzsituationen präsent ist. So ist sicher die 24-stündige
Erreichbarkeit des Seelsorgeteams ein besonderes Qualitätsmerkmal. Was aber erwarten
die Patienten von der Seelsorge? Eine Untersuchung in der Klinik Königsfeld z.B. ergab
interessante Details: 51% der Patienten erwarten, dass Seelsorge zum Angebot eines
Krankenhauses dazugehöre. Als deren Hauptaufgabe sehen sie das Zuhören und das Reden
über Sterben und Angst. Diese Aussage ändert sich dann, wenn Seelsorger in eine akute
Situation geholt werden, da in diesem Fall der rituelle Bereich an Bedeutung gewinnt,
wie die Daten aus unserer Erhebung zeigen. Das miteinander Feiern ist ein wichtiger
Punkt in der spirituellen Begleitung, deren Basis das Wahrnehmen der Situation des
Kranken ist. Und diese Wahrnehmung ist die Aufgabe aller im Team, denn es muss das
gemeinsame Ziel sein, dem Patienten Wege zum Heil zu zeigen, auch wenn eine körperliche
Heilung nicht mehr möglich ist.