Einleitung: Atemdepression ist eine gefürchtete Nebenwirkung einer Therapie mit Opioiden der
WHO-Stufe III. Der Einfluss von Opioiden auf den arteriellen Kohlendioxid-Partialdruck,
die arterielle Sauerstoffsättigung und die Pulsfrequenz von Patienten (P), die Opioide
zur symptomatischen Behandlung von Dyspnoe erhalten, wurde bisher nicht untersucht.
Ziel war die prospektive Untersuchung des Einflusses von starken Opioiden auf die
Ventilation. Methoden: In die Untersuchung wurden 11 P mit geringer bis starker Dyspnoe eingeschlossen.
Transkutane Messung (Sensor am Ohrläppchen) des arteriellen Kohlendioxid-Partialdrucks(ptcCO2), der peripheren Sauerstoffsättigung (SaO2) und Pulsfrequenz (PF) anhand eines SenTec Digital Monitor (SenTec AG, Therwill,
CH). Die folgenden Parameter wurden verglichen: erfasste Basiswerte der kontinuierlich
dokumentierten respiratorischen Parameter über 15 Minuten bei Aufnahme des P, über
30min. mit nasaler O2-Insufflation sowie 30, 60, 90 und 120min. nach der 1. Opioidapplikation und ohne
O2-Insufflation. Die P beurteilten die Schwere der Dyspnoe auf einer NRS. Dokumentation
demographischer patienten- und krankheitsbezogener Daten, wie Tumordiagnose/Vorerkrankungen.
Deskriptive Verfahren (Mittelwerte±SD (Variation) bzw. Mediane (1./3. Quartile)) wurden
bei der Quantifizierung der Dyspnoe zum Vergleich bei der stationären Aufnahme und
im weiteren Verlauf verwendet. Vergleichstests (X2-test, Fischer's Exact Test, Wilcoxon) wurden eingesetzt. Signifikanzniveau: p<0,05.
Resultate: Diagnosen (Alter 67,3±15,0 Jahre; 45,5% männlich) waren Lungen- bzw. Mamma-Ca. sowie
ALS (n=8/2/1). 5 P litten an schwerer, 4 an mittelstarker und 2 an leichter Dyspnoe
(NRS in Ruhe/unter Belastung: 5/8). Mittlere SaO2 bei Aufnahme war 95,3±5,5%, ptcCO2 38,9±7,5mmHg und PF 85,1±13,6/min. Nach O2-Applikation kam es nicht zu einer Abnahme der Dyspnoe bei unveränderten respiratorischen
Variablen (SaO2 92,4±8,4%, ptcCO2 37,8±6,8mmHg, PF: 81,7±13,7/min. Hingegen verbesserte sich das Symptom Dyspnoe nach
der Opioidapplikation (NRS 1/3; p=0,003) ohne Anstieg des paCO2. Die initiale Morphindosis betrug 9,1±7,6mg. Schlussfolgerung: Die transkutane Messung von ptcCO2 und SaO2 stellt eine einfache, nicht invasive Methode für die Überwachung der Ventilation
während der Behandlung der Dyspnoe mit Opioiden der WHO-Stufe III dar. Die beiden
Variablen fielen nach der Opioidapplikation nicht ab, wohingegen die Dyspnoeeinschätzung
sich signifikant verbesserte.