Biologische Dosismessung nach Applikation von Röntgenstrahlung: Individuelle Strahlenschäden bei angiographischen Untersuchungen

Zielsetzung: Doppelstrangbrüche (DSB) gelten als die relevantesten durch ionisierende Strahlung verursachten DNA-Schäden. Bei der Angiographie wird über einen längeren Zeitraum bei wechselnder Röhrenposition, Pulsfrequenz und einem wechselnden Untersuchungsfeld durchleuchtet. In dieser Studie sollte erstmals die biologische Strahlenwirkung durch die Messung von DSBs bei Angiographiepatienten untersucht werden. Material und Methoden: In Lymphozyten wurden einzelne DNA-Schäden immunfluoreszenzmikroskopisch mithilfe eines spezifisch an das phosphorylierte Histon H2AX bindenden Antikörper detektiert. Die entstehenden punktförmigen H2AX-Signale entsprechen dabei der Anzahl der Doppelstrangbrüche. Patienten, die sich unterschiedlichen angiographischen Untersuchungen unterzogen, wurde vor, während und nach der Durchleuchtung Blut entnommen. Parallel wurden zur Bestimmung der individuellen Reparaturkapazität Blutproben in-vitro bestrahlt (50 mGy). Ergebnisse: Bei den Angiographien wurde ein Flächendosisprodukt zwischen 769 und 17587µGy*m² appliziert. Die Durchleuchtungszeit lag zwischen 1:20 und 35:09 Minuten. Die maximalen Werte für die Doppelstrangbrüche wurden in den ersten 15 Minuten nach der Durchleuchtung gefunden und lagen hier zwischen 0,03 und 1,36 Foci/Zelle. Die Anzahl der DSBs zeigt eine Korrelation zum Flächendosisprodukt und zur Durchleuchtungszeit. DSBs wurden sowohl in-vivo als auch in-vitro innerhalb von 5 Stunden größtenteils repariert. Schlussfolgerung: Mit der hier verwendeten Methode steht erstmals ein zuverlässiges Verfahren zur Untersuchung der biologischen Strahlenschäden und deren Reparatur nach angiographischen Untersuchungen zur Verfügung.