Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7 - A8
DOI: 10.1055/s-2006-959143

Grenzen und Gemeinsamkeiten der Intensiv- und Palliativmedizin

R Likar 1, E Rupacher 2
  • 1LKH Klagenfurt, Schmerzambulanz, Klagenfurt, Österreich
  • 2Zentrum für interdisziplinäre Schmerztherapie und Palliativmedizin, LKH Klagenfurt, Klagenfurt, Österreich

Palliativmedizin ist ein Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und deren Angehörigen, die mit Problemen konfrontiert sind, welche mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen. Gemeint sind Vorbeugung und Linderung von Leiden durch frühzeitiges Erkennen, Einschätzung und Behandlung von Schmerzen sowie andere belastende Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spiritueller Art.

Unter intensivmedizinischer Versorgung versteht man die Überwachung und/oder Behandlung von Patienten mit gestörten bzw. gefährdeten Vitalfunktionen. Intensivmedizinisches Handeln findet zu einem Großteil in Grenzsituationen statt, in denen die Möglichkeiten des medizinisch machbaren dem tatsächlichen Nutzen für den Patienten gegenübergestellt werden müssen.

Gleich dem Grundsatz der Palliativmedizin besteht auch bei der Intensivmedizin Einverständnis darüber, dass es Aufgabe und Ziel ist, Leben zu erhalten und nicht Sterben zu verlängern.

Intensivmedizinische Entscheidungen müssen den ethischen Grundsätzen des Respekts vor der Autonomie und Würde des Patienten, des Handelns zum Wohle des Patienten, der vorrangigen Vermeidung einer Schädigung sowie dem gerechtfertigten Umgang mit verfügbaren Mitteln folgen. Dabei handelt es sich um zutiefst ärztliche Entscheidungen, die in verantwortlicher Weise getroffen werden müssen und nicht delegiert werden können.

Gemeinsam ist, dass die Anerkennung der Begrenztheit menschlichen Lebens und damit auch der Begrenztheit therapeutischer Maßnahmen ein unabdingbarer Bestandteil einer menschenorientierten Medizin ist.

Patientenautonomie stellt eines der höchsten ethischen Grundprinzipien in der Medizin dar. Im Vordergrund steht Ethik und Autonomie, das Recht des Patienten, selbst Entscheidungen zu treffen. In der Intensivmedizin werden Patienten nach den Regeln der in der Schulmedizin allgemein gültigen ethischen Norm behandelt. Der Intensiv- und Palliativmedizin ist gemeinsam, dass keine Behandlung entgegen dem Wunsch des Patienten erfolgen soll.

Zusammenfassung: Intensiv- und Palliativmedizin bilden wichtige Schnittstellen. Es gibt unterschiedliche Aufnahmekriterien: in der Intensivmedizin ein kurativer Ansatz, in der Palliativmedizin ein palliativer Ansatz. Die apparative Medizin und menschliche Zuwendung haben eine unterschiedliche Gewichtung. In der Intensivmedizin überwiegt die apparative Medizin, bei der Palliativmedizin liegt mehr die menschliche Zuwendung im Vordergrund, wobei in der Intensivmedizin menschliche Zuwendung ebenfalls eine immens wichtige Rolle spielt.

In der Intensivmedizin müssen Therapieentscheidungen schneller getroffen werden, d.h. es gibt zwischen Intensivstationen und Palliativstationen einen unterschiedlichen Zeitverlauf. Gemeinsam ist, dass die Kommunikation in der Behandlung sowohl von Palliativ- als auch von Intensivpatienten ein zentraler Punkt ist.