Schmerztherapie und Palliativmedizin werden oft in einem Atemzug genannt und manchmal
fast synonym benutzt. Die Behandlung von quälenden und anhaltenden Tumorschmerzen
scheint die unabdingbare Voraussetzung, um den Patienten zu einem Lebensende in Würde
begleiten zu können. Ebenso können bei anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen wie
HIV/AIDS starke Schmerzen die Lebensqualität des Palliativpatienten völlig zerstören.
Bei der Betonung der Bedeutung der Schmerztherapie in der Palliativmedizin darf aber
nicht übersehen werden, dass die Behandlung von Palliativpatienten und von Patienten
mit chronischen nicht-malignen Schmerzen deutliche Unterschiede ausweist. So wird
bei Patienten mit chronischen Rückenschmerzen oder mit Fibromyalgie der erste Ansatz
oft in einer Diskussion über das Therapieziel liegen, da eine Schmerzreduktion bei
vielen Patienten nicht möglich ist, eine Verbesserung der Funktionsfähigkeit im Alltag
hingegen schon. In der Palliativmedizin ist demgegenüber eine Funktionsverbesserung
bei reduziertem Allgemeinzustand oft nicht mehr möglich, eine Schmerzlinderung aber
fast immer. Im Umgang mit chronischen Schmerzpatienten ist für den Therapeuten eine
klare Festlegung der Umgangsregeln und der eigenen Grenzen von hoher Bedeutung, während
das Behandlungsteam in der Palliativmedizin flexibel und bedarfsadaptiert auf die
Bedürfnisse des Patienten reagieren will. Andere Differenzen betreffen den Stellenwert
der Analgetika und Koanalgetika. So werden auch gering ausgeprägte Nebenwirkungen
bei chronischen Schmerzpatienten im Verlauf von Monaten und Jahren unerträglich belastend
empfunden, während in der Palliativmedizin einzelne Nebenwirkungen sogar als angenehm
empfunden werden können, wenn z.B. die Sedierung wieder den Nachtschlaf herstellt.
Die Unterschiede in der Behandlung und Begleitung von chronischen Schmerzpatienten
und Palliativpatienten mit Schmerzen sollte dem Behandlungsteam vertraut sein, da
sonst Belastungen zwischen Patient und Team, aber auch im Team auftreten können.