Zum Thema
Viele Hebammen begreifen die Schwangerschaft, die Geburt und das Wochenbett als eine
Art natürliche Krise, was zum einen impliziert, dass sie diese Prozesse als naturgegebene
Bestandteile des Lebens anerkennen und zum anderen darauf hindeutet, dass sie wahrnehmen,
dass diese Entwicklungsschritte von den Frauen oder Paaren trotzdem als Krise erlebt
werden können.
Die Krise als eine Art kreativen Impuls zu sehen, bedeutet, die aktive Arbeit der
Frauen zu unterstützen, ihre Definitionen und Setzungen anzuerkennen und sie in Zeiten
großer Handlungsunsicherheit so zu begleiten, dass sie daran wachsen können.
Dieses Wachsen-Können hat viel mit dem theoretischen Verständnis von Gesunderhaltung
zu tun, welches der amerikanisch-israelische Medizinsoziologe und Stressforscher Aaron
Antonovsky erstmalig im Jahr 1979 mit dem Begriff der Salutogenese umschrieb.
Literatur
- 1 Antonovsky A. Gesundheitsforschung vs. Krankheitsforschung. In: Franke, A., Broda,
M. (Hrsg.): Psychosomatische Gesundheit. Versuch einer Abkehr vom Pathogenese-Konzept
(S. 3-14) Tübingen: Dgvt 1993
- 2 Antonovsky A. Salutogenese: zur Entmystifizierung der Gesundheit (A. Franke & N.
Schulte, Übers.). Tübingen: Dgvt. (Original erschienen 1987: Unraveling the Mystery
of Health - How People Manage Stress and Stay Well) 1997
- 3 Bengel J., Strittmacher R., Willmann H.. Was erhält Menschen gesund? Antonovskys
Modell der Salutogenese - Diskussionsstand und Stellenwert. Band 6 Köln: Bundeszentrale
für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) 2001
- 4 Gadamer G. Über die Verborgenheit der Gesundheit. Aufsätze und Vorträge. Frankfurt:
Suhrkamp 1993
- 5 Göpel E.. Gesundheit bewegt. Wie aus einem Krankheitswesen ein Gesundheitswesen
entstehen kann. Frankfurt: Mabuse 2004
- 6 Jork K., Peseschkian N. Salutogenese und positive Psychotherapie. Bern: Huber 2002
- 7 Mangraf J., Siegrist J., Neumer S.. Gesundheits- oder Krankheits- theorie? Saluto-
versus pathogenetische Ansätze im Gesundheitswesen. Berlin: Springer 1998
- 8 Schaefer H., Berndt H., Gostomzyk G. J.. Vom Nutzen des Salutogenese-Konzeptes. Daedalus
2002
- 9 Schiffer E.. Wie Gesundheit entsteht. Salutogenese: Schatzsuche statt Fehlerfahndung. Weinheim
und Basel: Beltz 2001
- 10 Schüffel W., Brucks U., Johnen R.. Handbuch der Salutogenese. Wiesbaden: Ullstein
Medical 1998
- 11 Wydler H., Kolip P., Abel T.. Salutogenese und Kohärenzgefühl. Weinheim und München:
Juventa 2002
Anschrift der Autorin:
Birte Luther
Universität Bremen, Institut für Public Health (IPP)
Grazer Str. 6
28359 Bremen
eMail: luther@uni-bremen.de