Abstract
In the present decennium, the fifth after the end of the Nazi holocaust, the psychological
sequelae in the survivors are far from being overcome, and this chapter of psychiatry
is not yet closed. The clinical symptomatology of the survivor's syndrome had only
gradually been described during a period of about 20 postwar years. Among the particularities
of what survivors experienced were their being outlawed, discrimination, defamation,
total absence of rights, loss of individuality, life threatening over a long period,
being uprooted, the fact of little number of survivors in one's family and elsewhere,
lack of grave for the victims, loss of language, culture and home and many others.
Characteristics of the survivor's syndrome are continuing anxiety of being persecuted,
struggle against memory, tension feeling, rumination over past, low self esteem, irritability,
feeling of survivor's guilt, lack of initiative, retreat in apathy, inability of gaiety
and to enjoy the pleasures of life, and return of the persecution in dreams among
others. Discussions on care and treatment for the aging survivors now is still vivid
in many countries. As a consequence of the holocaust experience remains our knowledge
that even a fully built up and equilibrated personality can completely be altered,
if circumstances are forcing. Further on it has become more clear that there is a
transmission if in altered form of the personality changes to at least the second
and third generations. In spite of its many difficulties and setbacks psychiatric
help is possible, so that there has developed psychiatry of the persecuted as a new
branch of psychiatry.
Zusammenfassung
Die psychischen Folgen des Holocaust sind im fünften Jahrzehnt nach seinem Ende noch
immer ein theoretisch und praktisch unabgeschlossenes Kapitel. Das klinische Bild
des Überlebenden-Syndroms ist erst allmählich herausgearbeitet worden. Zu den Besonderheiten
der Verfolgungserlebnisse gehören Ächtung, Diskriminierung, Diffamierung, Verfemung,
Rechtlosigkeit, Individualitätsverlust, jahrelange Todesangst, Entwurzelung, die Tatsache
der kleinen Zahl der Überlebenden, Grablosigkeit der Ermordeten, der Verlust von Sprache,
Heimat und Kultur und vieles andere. Zu den Besonderheiten des Überlebenden- Syndroms
gehören die fortbestehende Verfolgungsangst, der Kampf gegen die aufkommende Erinnerung,
innere Spannung, Grübelzwang,ein dauerhaft geschwächtes Selbstwertgefühl, Verstimmbarkeit,
Gefühl der Überlebensschuld, Initiativlosigkeit, apathische Zurückgezogenheit, Eintrübung
sozialer Beziehungen, Unfähigkeit zu Frohsinn und Genuß sowie die Wiederkehr der Verfolgung
in Träumen. Die Diskussion um die Versorgung der inzwischen altgewordenen Überlebenden
ist auch in der Gegenwart noch in vielen Ländern intensiv. Aus dem Überlebenden- Syndrom
hat sich die allgemeine Erkenntnis gebildet, daß der Mensch durch Erlebnisse, auch
dann noch seelisch völlig umgebildet werden kann, wenn er vorher bereits eine fertige
und in sich abgeschlossene Persönlichkeit war. Es ist erkennbar geworden, daß es eine
Transmission der Veränderung, allerdings in veränderter Form, zumindest auf die zweite
und dritte Generation gibt. Trotz mancher Einschränkungen hat sich erwiesen, daß psychiatrische
Hilfe für viele Verfolgte auch der Gegenwart möglich ist, so daß sich eine allgemeine
Psychiatrie der Verfolgten als neuer Zweig der Psychiatrie gebildet hat.