Abstract
Starting from early clinical descriptions according to which there exists a polarity
of attentional behavior in schizophrenia, we compare a number of pertinent theoretical
concepts put forward up to now.
Special attention is given to the question of functional hemispherical asymmetries,
and here especially to a working hypothesis according to which the neuropsychological
deficits in schizophrenics result from a coordination deficit of two differently lateralized
attention systems. Taking into consideration certain neurophysiological (especially
electro-encephalographical) findings, we discuss a model which places in opposition
sensory intake behaviors and sensory rejection behaviors. Then we give a condensed
presentation of relevant findings of our own. In particular, it could be shown that
clinical improvement goes along with a certain change of the topographical distribution
of absolute alpha-power, and that the intensity of some psychopathological symptoms
correlates with the lateralization of posterior absolute alpha-power. Relationships
also occurred between psychopathology on the one hand and the performance level in
a visuo-motor tracking task or the eye movement behavior recorded during a picture
viewing task, on the other.
A concluding synopsis, comprising both empirically proven and theoretically postulated
relationships, serves to formulate working hypotheses for clinical-psychophysiological
correlation studies to be done in the future. In contrast to the current practice
of assigning patients to the usual diagnostic subgroups, we advocate from a research-oriented
point of view the grouping of those patients who show certain combinations of clinical
and psychophysiological signs at a certain moment. Such a procedure holds out a prospect
of solving a central problem of schizophrenia research consisting of the considerable
intra- and individual variability of findings. Instead of changeable sick persons,
defined systems states would be classified. Knowledge of the dynamics of such systems
states could contribute to a rational therapy in the individual patient.
Zusammenfassung
Ausgehend von der bereits durch frühe klinische Beschreibungen nahegelegten Polarität
schizophrenen Aufmerksamkeitsverhaltens, unterziehen wir die zahlreichen, seither
entwickelten Modeilvorstellungen einer vergleichenden Betrachtung. Besondere Aufmerksamkeit
widmen wir der Frage hemisphäraler Funktionsasymmetrien und hier speziell einer Arbeitshypothese,
nach der die neuropsychologischen Leistungsdefizite Schizophrener auf Koordinationsdefizite
zweier unterschiedlich lateralisierter ,,Aufmerksamkeitssysteme" beruhen. Im Zusammenhang
damit sowie im Hinblick auf bestimmte neurophysiologische, insbesondere elektroenzephalographische
Befunde diskutieren wir den heuristischen Wert eines Konzepts, in dem ein ,,sensory
intake"-Verhalten einem ,,sensory rejection"-Verhalten gegenübergestellt wird. Damit
leiten wir über zu einer kondensierten Darstellung eigener elektroenzephalographischer
und verhaltensphysiologischer Befunde. Elektroenzephalographisch ließ sich wahrscheinlich
machen, daß klinische Besserung mit einer bestimmt gearteten Änderung der topischen
Verteilung der Älpha-Aktivität einhergeht und daß bestimmte psychopathologische Merkmale
einen linearen Zusammenhang mit der Seitengewichtung der absoluten Alpha-Leistung
über den hinteren Hirnregionen aufweisen. Beziehungen ergaben sich auch zwischen der
psychopathologischen Charakteristik des Syndroms einerseits und dem Leistungsniveau
bei einem visuomotorischen Trakkingtest bzw. dem Blickbewegungsverhalten, das wir
während des Betrachtens einer Bildvorlage registrierten, andererseits.
Eine abschließende Synopsis, die sowohl empirisch belegte wie auch theoretisch postulierte
Zusammenhänge umfaßt, dient der Formulierung von Arbeitshypothesen für weiterführende
klinisch-psychophysiologische Korrelationsstudien. Gegenüber der gängigen Praxis,
Patienten den üblichen diagnostischen Untergruppen zuzuordnen, schlagen wir als forschungsstrategische
Alternative vor, diejenigen Patienten zusammenzufassen, die zu einem bestimmten Zeitpunkt
eine bestimmte klinisch-psychophysiologische Merkmalskonstellation aufweisen. Ein
solches Vorgehen stellt die Lösung des für die Schizophrenieforschung zentralen Problems
einer erheblichen intra- wie auch interindividuellen Befundvariabilität in Aussicht.
Klassifiziert würden dann nicht mehr veränderliche kranke Menschen, sondern definierte
Systemzustände. Auf dieser Grundlage zu gewinnende Einsichten in die Dynamik solcher
Systemzustände könnten der rationalen Therapieplanung des individuellen Patienten
dienlich sein.