Abstract
In 172 patients suffering from neuropathies of different aetiologies (diabetic, uraemic,
inflammatory, hereditary, alcoholic, cryptogenic) the SEP findings (cortical median
and sural nerve SEP, cervical median nerve SEP, Erb's point potential) were compared
with the results of conventional sensory and motor electroneurography (ENG) and with
clinical signs.
SEP's yielded a high percentage of abnormalities. Thus in 5 of the 6 groups the sural
nerve SEP presented an unequivocal latency prolongation in 55 to 75 % of the patients,
in HMSN I-patients even in 100 %. Also well over 50 % of the median nerve evoked potentials
were outside the normal range.
In many cases the delay of the SEP's simply reflected the impairment of conduction
within the peripheral nerve fibres as documented by ENG; here the ENG was naturally
even more sensitive in detecting slight distal conduction disturbance, which did not
shift the SEP latency outside the normal range. However, in a certain percentage that
varied in the different aetiological groups, the SEP's demonstrated an impairment
of conduction within the proximal segments of the sensory system not accessible to
conventional ENG technique. Thus, in 15 to 25 % of the patients with diabetic, uraemic,
inflammatory and cryptogenic neuropathies, pathological SEP findings were combined
with normal results of the ENG examination.
In no case this "proximal" conduction disturbance affected the ,,central conduction"
between the cervical spinal cord and the cortex. A more detailed differentiation was
often impossible: A prolonged conduction time between brachial plexus and cervical
cord could not be subdivided further due to the lack of the SEP component representing
the "spinal entry of the afferent volley".
SEP's - especially the cortical SEP's - can be reliably recorded even if a peripheral
sensory nerve action potential is lacking; in these cases the extent of the conduction
disturbance is documented only by the - practically always demonstrable - delay of
the SEP.
Nearly without exception, pronounced latency prolongations were seen only in cortical
SEP's because in these cases the subcortical components could no longer be identified.
Two types of considerably delayed cortical SEP's could be distinguished:
- Potentials of abnormal shape, where the complete extinction of the initial complex
had to be assumed: the latency prolongation cannot be equated with the actual conduction
delay.
- Completely normal-shaped potentials whose latency times evidently reflected the
real delay. These latency prolongations, which can amount up to 100 ms (e.g. in HMSN
I and in the Guillain-Barré syndrome), can be explained by the conduction disturbance
within the peripheral nerve alone; an additional delay within the central nervous
system must not necessarily be assumed.
A strict correlation between SEP abnormalities and the intensity of the patient's
sensory disturbance could not be demonstrated.
Zusammenfassung
Bei 172 Patienten mit Polyneuropathien verschiedener Ätiologie (diabetisch, urämisch,
entzündlich, hereditär, alkoholisch, kryptogen) wurden SEP-Befunde (kortikales Medianusund
Suralis-SEP, zervikales Medianus-SEP mit Plexus-brachialis- Potential) den Ergebnissen
der konventionellen sensiblen und motorischen Elektroneurographie sowie dem klinischneurologischen
Status gegenübergestellt.
Die SEP fielen in einem hohen Prozentsatz pathologisch aus. So zeigte das Suralis-SEP
in 5 der 6 Gruppen bei 55 bis 75 % der Patienten zweifelsfreie Latenzveränderungen,
bei der hypertrophischen Form der neuralen Muskelatrophie sogar in 100 %. Auch mehr
als die Hälfte der medianusevozierten Potentiale wies außerhalb der Norm gelegene
Parameter auf.
In vielen Fällen reflektierten die SEP-Verzögerungen lediglich die schon mittels der
ENG-Untersuchung hinreichend dokumentierte Leitungsstörung der peripheren Nervenfasern;
dabei erwies sich das ENG naturgemäß als überlegen im Nachweis diskreterer distaler
NLG-Minderungen, die sich im SEP nicht erkennbar niederschlugen. In einem bestimmten
Prozentsatz, der bei den unterschiedlichen Neuropathieformen variierte, gelang jedoch
mittels der SEP- Technik der Nachweis einer Leitungsstörung in proximaler gelegenen
Segmenten des sensiblen Systems, die der ENG-Untersuchung nicht zugänglich sind. So
standen bei den diabetischen, urämischen, entzündlichen und kryptogenen Polyneuropathien
in rund 15 bis 25 % der Fälle pathologische SEP-Befunde einem normalen ENG gegenüber.
Diese ,,proximale" Leitungsstörung betraf in keinem der beurteilbaren Fälle den zentralen
Abschnitt zwischen Rückenmark und Kortex. Eine darüber hinausgehende Differenzierung
war jedoch nur in begrenztem Umfange möglich: So ergab sich wiederholt eine Verlängerung
der Überleitungszeit zwischen Plexus brachialis und Zervikalmark, die sich wegen Fehlens
der den spinalen Wurzeleintritt repräsentierenden SEP-Komponente jedoch nicht weiter
aufschlüsseln ließ. Der besondere Wert vor allem der kortikalen SEP lag in ihrer verläßlichen
Ableitbarkeit auch in den Fällen, in denen ein sensibles Nervenaktionspotential nicht
mehr zu registrieren war; das Ausmaß der Leitungsverzögerung ließ sich dann ausschließlich
an der praktisch stets nachweisbaren Latenzverlängerung der SEP ablesen.
Sehr ausgeprägte Latenzverlängerungen konnten fast ausschließlich an den kortikalen
SEP beobachtet werden, da in derartigen Fällen die subkortikalen SEP-Komponenten in
aller Regel bereits ausgefallen waren. Unter diesen erheblich verzögerten kortikalen
SEP konnten zwei Typen unterschieden werden:
- Stark deformierte Potentiale, bei denen der komplette Ausfall des Initialkomplexes
angenommen werden mußte; hier konnte die Latenzverlängerung nicht als getreues Abbild
der eigentlichen Leitungsverzögerung angesehen werden;
- Potentiale mit komplett erhaltener Normalkonfiguration, deren Latenzzeit offenbar
die reale Leitungsverzögerung widerspiegelte. Diese Verspätungen, die bei schwerer
Demyelinisierung (neurale Muskelatrophie, Polyradiculoneuritis) bis zu 100 ms betragen
können, lassen sich durch die Leitungsstörung im peripheren Nerven hinreichend erklären;
eine zusätzliche Verzögerung im Zentralnervensystem muß nicht postuliert werden.
Eine strikte, für die klinische Diagnostik verwertbare Beziehung zwischen Ausmaß der
SEP-Alteration und Intensität der Sensibilitätsstörung ließ sich nicht nachweisen.