Fortschr Neurol Psychiatr 1985; 53(3): 88-93
DOI: 10.1055/s-2007-1001956
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Tabak-Alkohol-Amblyopie

Klinischer Verlauf bei 33 Kranken*Tobacco-Alcohol AmblyopiaClinical Course in 33 PatientsJ.  Krumsiek , C.  Krüger1 , U.  Wurster , U.  Patzold
  • Neurologische Klinik und Poliklinik der Medizinischen Hochschule Hannover
  • 1Augenklinik der Medizinischen Hochschule Hannover
* Herrn Prof. Dr. med. H. Schliack zum 65. Geburtstag gewidmet.
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Publication Date:
11 January 2008 (online)

Abstract

The clinical data of 33 patients with tobacco-alcohol-amblyopia are described. Usually, the visual disturbance concerned both eyes and was not associated neither with headache nor with painful eye movements. The fundus was very often normal. In the static perimetry mostly relative or absolute central scotomas were found, sometimes centrocoecal scotomas and very seldom paracentral scotomas. The colour vision was very often disturbed, usually the red-green discrimination. In the rule the amplitudes of the visual evoked potentials were diminished, the P-100 latency was delayed in 39%.

A follow-up of 25 patients revealed that the visus and the results of the static perimetry improved in 72% during vitamine substitution ( B1 , B2, B6, B12, folic acid). In a few cases this improvement could be observed even though the alcohol drinking was not ceased. In most cases the disturbance of the colour vision and the pathologic visual evoked potentials, however, did not change

Zusammenfassung

Wir berichten über 33 Patienten mit einer Tabak-Alkohol- Amblyopie. Die Sehstörung betraf in der Regel beide Augen und wurde weder von Kopf-, noch von Bulbusbewegungsschmerzen begleitet. Der Augenhintergrund war oft unauffällig. In der statischen Perimetrie lagen meist relative oder absolute Zentralskotome vor, seltener fanden wir Zentrozökalskotome und nur ausnahmsweise Parazentralskotome. Der Farbsinn war in der Regel gestört, wobei zumeist die Rot-Grün-Empfindung herabgesetzt war. Auch die visuell evozierten Potentiale waren hinsichtlich Amplitudenform und Höhe fast gesetzmäßig pathologisch verändert, die P-100 Latenz war in 39% der Fälle verlängert.

25 Kranke wurden mehrfach neurologisch und ophthalmologisch nachuntersucht. Unter Vitaminsubstitution bildete sich die Sehstörung bei 72% zurück, ausgewiesen durch eine Visuszunahme und eine Rückbildung des Gesichtsfelddefektes in der statischen Perimetrie. Die Farbsinnstörung und die pathologischen VEP-Veränderungen hingegen waren in der Regel nicht rückläufig.

Bei einigen Patienten haben wir enzymatische Untersuchungen durchgeführt. Ausgehend von diesen Ergebnissen werden Überlegungen zur Ätiologie der Tabak-Alkohol-Amblyopie angestellt und es werden einige Stoffwechselwege dargestellt, die ätiologisch bedeutsam sein könnten.

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