Fortschr Neurol Psychiatr 1984; 52(3): 91-103
DOI: 10.1055/s-2007-1002006
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Der neuropsychologische Beitrag zur Legasthenieforschung.Eine Übersicht über wichtige Erklärungsmodelle und Befunde

The Contribution of Neuropsychology to Research on Developmental DyslexiaC.  Klicpera
  • Kinderpsychiatrische Abteilung des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie München
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
10. Januar 2008 (online)

Abstract

Since in a substantial proportion of reading-disabled children constitutional factors appear to play an important pathogenetic role, major contributions to a better understanding of dyslexia have long come from the fields of neuropsychology and behavioral neurology. In this overview an attempt is made to describe the most important hypotheses and models on which neuropsychological research on this problem has been based. The first section is devoted to a discussion of findings on acquisition of reading and spelling skills by braindamaged children and on the effect of the localization of central nervous system lesions on reading disorders in children. Classic neurological disorders are seen in only a small proportion of children with reading retardation, however. Therefore the second section comprises a discussion of various hypotheses that have been developed to explain the particular performance profiles seen in children with dyslexia but with no evidence of brain damage, i.e. in those children who can be said to have a developmental disorder. It is emphasized that dyslexia is probably not a uniform syndrome but that rather different subgroups of reading-disabled children can be identified.

Zusammenfassung

Da bei einem beträchtlichen Teil der lese- und rechtschreibgestörten Kinder konstitutionelle Faktoren eine wichtige Rolle bei der Entstehung der Leistungsschwierigkeiten spielen dürften, war der Beitrag der Neuropsychologie zum Verständnis von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten bei Kindern von jeher von großem Einfluß. Diese Schwierigkeiten haben auch von Anfang an besondere Beachtung in der Neurologie und Psychiatrie gefunden. In einer zusammenfassenden Darstellung wird versucht, die wichtigsten Hypothesen und Modelle aufzuführen, die die neuropsychologischen Forschungsansätze bestimmt haben. In einem ersten Teil werden die Befunde über den Erwerb der Schriftsprache durch hirngeschädigte Kinder und über den Einfluß der Lokalisation von zentralnervösen Läsionen auf Lesestörungen bei Kindern diskutiert. Klassische neurologische Symptome werden aber nur bei einem kleinen Teil der lese- und rechtschreibgestörten Kinder beobachtet. In dem zweiten Teil der Übersicht werden deshalb verschiedene Hypothesen dargestellt, die zur Erklärung der Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten und des besonderen Begabungsprofils legasthener Kinder entwickelt wurden, bei denen keine Hirnschädigung nachweisbar ist, und bei denen die Legasthenie daher als Entwicklungsstörung bezeichnet werden kann. Es wird besonders darauf hingewiesen, daß es sich bei der Legasthenie wahrscheinlich nicht um ein einheitliches Syndrom handelt, sondern daß verschiedene Untergruppen lesegestörter Kinder identifiziert werden können,

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