Fragestellung: Bei mütterlichem Übergewicht/Adipositas steigt das Risiko für das Auftreten eines
Neuralrohrdefekts (NTD), v.a. einer Spina bifida (SB) um das Zweifache. Es wird vermutet,
dass sich diese Fehlbildungen in ihrem klinischen Bild bei Kindern übergewichtiger/adipöser
von denen normalgewichtiger Frauen unterscheiden. Unklar sind die Auswirkungen auf
die Langzeitentwicklung der betroffenen Kinder.
Methodik: Alle Akten von Schwangeren mit pränatal diagnostizierten NTD zwischen 1995–2005 wurden
ausgewertet. Die durch Nachuntersuchung erhobenen Langzeitergebnisse für Kognition
(IQ>80), Bewegung und Urinkontinenz von Kindern normalgewichtiger und übergewichtiger/adipöser
Frauen (BMI≥25) wurden verglichen.
Ergebnisse: Eine SB wurde bei 38/61 Feten mit NTD diagnostiziert. 66% (25/38) der Kinder wurden
lebend geboren. Von 21 lag ein Langzeitverlauf (Median 6,5J.) vor. 7/21 Frauen waren
übergewichtig/adipös. Verglichen mit normalgewichtigen Frauen erreichten signifikant
weniger Kinder von übergewichtigen/adipösen Frauen einen IQ>80 (3/7 vs. 12/14, p<0,05)
und konnten selbständig/mit Hilfen zu laufen (1/7 vs. 9/14, p<0,05). Kein Unterschied
zeigte sich bei Kontinenz. Adjustierung auf die Läsionshöhe der SB bestätigte die
Ergebnisse.
Schlussfolgerung: Prägravides Übergewicht/Adipositas beeinflusst die Langzeitentwicklung von Kindern
mit SB in Hinblick auf Kognition und Bewegung ungünstig. Dies könnte durch unerkannte
Hyperglykämie in der Frühschwangerschaft und einen geringeren protektiven Effekt von
Folsäure bedingt sein. Bemühungen um die Prävention von Übergewicht/Adipositas sind
notwendig, um die Zahl der Frauen, die mit Normalgewicht in eine Schwangerschaft gehen,
zu erhöhen.