Ultraschall Med 1992; 13(1): 28-30
DOI: 10.1055/s-2007-1005271
Originalarbeiten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Sonographische Strukturanalyse der Achillessehne und biomechanische Implikationen

Sonographic Structural Analysis of the Achilles Tendon and Biomechanical ImplicationsF. Kainberger1 , A. Engel2 , S. Trattnig1 , D. Pölzleitner1 , H. P. Kutschera2 , G. Seidl1
  • 1Klinik für Radiodiagnostik der Universität Wien (Leiter: Prof. Dr. H. Pokieser)
  • 2Klinik für Orthopädie der Universität Wien (Leiter: Prof. Dr. R. Kotz)
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Publikationsverlauf

1991

1991

Publikationsdatum:
07. März 2008 (online)

Zusammenfassung

Ausgehend von der Tatsache, daß der Achillessehnenriß fast ausschließlich das Resultat eines chronischen Faserschadens ist, wurde evaluiert, inwieweit sonogra-phisch und klinisch faßbare prädisponierende Strukturstörungen der Sehne und ihres Gleitgewcbes Hinweise geben auf die formale Pathogenese. Es wurden von 62 Patienten (49 männl., 13 weibl.; 19 bis 57 Jahre, mean 38) mit Gewebsschädigung im Anfangsstadium und/oder kurzdauernder Achillodynic die sonographischen und klinischen Befunde hinsichtlich Lokalisation, Ausdehnung sowie Echostruktur analysiert und mit den in der Literatur angegebenen Verwebungsmustern der Sehnenfasern verglichen. Die nachgewiesenen US-Veränderungen ließen sich folgenden 5 Gruppen zuordnen: 1. Schmerzen ohne klinisch-sonographisch faßbare morphologische Veränderungen (Tenalgie), 2. die fokale Tendinitis, die in 52% des Kollektivs als kleines echoarmes Areal 2 bis 3 cm proximal der Kalkaneusoberkante und im medioventralen Sehnenteil lokalisierbar war, 3. die akut-ödematöse Peritendinitis, 4. die spindelförmige Sehnenschwellung, 5. die ausgedehnte Strukturinhomogenität. Die Sensitivität betrug 0,76, die Spezifität 0,9. Mit Hilfe der Sonographie werden zu einem frühen Zeitpunkt winzige Sehnenfaserschäden erkennbar, die das Risiko einer Ruptur erheblich zu erhöhen scheinen und in einem nicht unerheblichen Prozentsatz klinisch stumm sind. Da die dynamische Streßstabilität der Achillessehne 438-930 kp (4,3 -9,12 kN) beträgt, sind Risse an der gesunden Sehne nur nach außerordentlich starken Krafteinwirkungen festzustellen (3, 5). Die meisten Rupturen entstehen auf der Basis einer Sehnenvorschädigung, was durch klinische Beobachtungen (inadäquates auslösendes Trauma) wie durch histologische Untersuchungen untermauert werden kann (2, 3). Mit der hochauflösenden Real-Time-Sonographie läßt sich nichtinva-siv - besser als mit anderen bisherigen Verfahren - in vivo ein detailreiches Bild der Sehnentextur gewinnen. Mit dieser deskriptiven Observationsstudie sollte erfaßt werden, inwieweit die kombinierte sonographisch-klinische Untersuchung relevante Hinweise geben kann auf die formale Pathogenese prädisponierender Strukturstörungen.

Abstract

Ruptures of the Achilles tendon mainly occur on the ground of predisposing destruction of tendon structure. The aim of this retrospective US study was to evaluate the location and extent of tendon abnormalities. 62 patients (49 male, 13 female; 19 to 57 years, mean 38) with achillodynia of short duration and/or clinically suspected tendon abnormalities were evaluated sonographically. Together with a review of the literature, US findings (location, extent, and echo pattern) were compared with clinical findings. With US, abnormalities could be detected with a sensitivity of 0,76 and a specificity of 0,9. Pathologie lesions could be grouped as fol-lows: (1) pain without any clinical signs or US findings (te-nalgia); (2) nodular tendinitis which in 52% appeared in the form of a tiny hypoechoie lesion in the ventromedial part of the tendon 2-3 cm proximal to the os calcis; (3) peritendinal oedema; (4) circumscribed tendon swelling, (5) extensive in-homogeneities of tendon structure. With US, abnormalities of the Achilles tendon may be detected at an early stage of the disease and hence the risk of tendon rupture may be predicted to better advantage.

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