Abstract
Ethology is concerned with the observation, description and measurement of the acts
and postures which make up the behavioural repertoire of animals. Man too, exhibits
analogous patterns of non-verbal behaviour, many of which serve social interactions.
It is shown how ethological profiles of psychiatric patients can be constructed using
the same methods as are used to analyse the social behaviour of rodents. It is argued
that deficits in social behaviour are a key feature of the mentally ill patient and
arise when flight, i. e. escape-oriented behaviour predominates. This notion is supported
by an ethological study which shows that compared to healthy subjects, depressed patients
exhibit fewer facial expressions and gestures which instigate or invite social interactions.
These patterns serve to isolate the depressive patients from the group. With its emphasis
upon objective analysis of behaviour, the ethological approach can provide a useful
adjunct to conventional but largely subjective, clinical assessment schemes. It can
also help to integrate findings in man and animals since in both, the behaviour is
assessed in the same kind of units according to a common conceptual framework.
Zusammenfassung
Die Ethologie beschäftigt sich mit Beobachtung, Beschreibung und Messung von Körperhaltungen
und Bewegungen, die für das Verhaltensrepertoire von Tieren wesentlich sind. Auch
der Mensch zeigt ähnliche, nichtverbale Verhaltenselemente, wovon viele der sozialen
Interaktion dienen. In dieser Arbeit wird gezeigt, daß ethologische Profile von psychiatrischen
Patienten nach den gleichen Methoden untersucht werden können, wie sie für die Analyse
des sozialen Verhaltens von Nagetieren verwendet werden. Es wird argumentiert, daß
Defizite im sozialen Verhalten ein Charakteristikum psychiatrischer Patienten darstellen
und vor allem dann vorkommen, wenn flucht-orientiertes Verhalten vorherrscht. Diese
Annahme wird durch eine ethologische Studie unterstützt, in der gezeigt wird, daß
depressive Patienten im Vergleich zu gesunden Probanden weniger Mimik und Gestik zeigen,
die zu sozialer Interaktion anregen. Diese Verhaltensmuster tragen damit zur sozialen
Isolierung depressiver Patienten bei. Mit objektiver Verhaltensanalyse kann die ethologische
Betrachtungsweise eine wertvolle Ergänzung zu den konventionellen, überwiegend subjektiven
klinischen Beurteilungsschemata wie Rating-Skalen darstellen. Darüber hinaus kann
sie dazu dienen, Ergebnisse von Untersuchungen am Tier und am Menschen zu integrieren,
weil bei beiden Spezies das Verhalten mit Verhaltenseinheiten, die aus einem gemeinsamen
konzeptuellen Ansatz hervorgehen, untersucht werden können.