Zusammenfassung
Aufgrund der Ergebnisse neurobiologischer Grundlagenforschung ist heute die Demenz
vom Alzheimer-Typ (DAT) als eine multifaktorielle Erkrankung zu verstehen. Pathologische
Amyloidablagerungen oder neurofibrilläre Degeneration werden dabei nicht als primäre
Ursache der DAT angesehen, sondern als Teil einer komplexen pathogenetischen Kaskade,
zu der auch Störungen des Energiestoffwechsels, immunologische Reaktionen, eine durch
oxidativen Stress gestörte Neuroprotektion und die vermehrte Entstehung von Advanced
Glycation-End-Products (AGEs) gehören. Die pathogenetischen Modellvorstellungen haben
zu neuen pharmakologischen Behandlungsansätzen geführt, die eine Verbesserung oder
Stabilisierung der Demenzsymptomatik oder eine Verzögerung der Krankheitsprogression
in Aussicht stellen. Mit der Zulassung von Azetylcholinesteraseinhibitoren der zweiten
Generation sind die Therapiemöglichkeiten in den letzten Jahren erweitert worden.
Neben neuen Substanzen wurden auch bereits verfügbare Medikamente, wie Selegilin,
Memantin oder Vitamine auf ihre Wirksamkeit bei der DAT untersucht. Zum Teil ergaben
sich neue therapeutische Ansätze auch aus epidemiologischen Beobachtungen, wie bei
den hormonellen oder antiinflammatorischen Behandlungen durch Östrogenpräparate bzw.
nichtsteroidalen Antiphlogistika. Radikalfangende oder antioxidative Effekte von Vitaminen,
Ginkgoextrakten und Melatonin zur Verminderung des oxidativen Stresses wurden entdeckt.
Die präklinische Forschung beschäftigt sich heute unter anderem mit neutrophen Peptiden
und antiamyloidogen wirksamen Substanzen. Inwieweit sich daraus klinische Therapiemöglichkeiten
ergeben werden ist noch offen.
Summary
Alzheimer's disease is known as a multifactorial disease. Pathological amyloid deposition
and neurofibrillary degeneration are no longer seen as the primary cause of Alzheimer's
disease, but as part of a complex cascade, which includes genetic risk factors, immunological
disturbances, impairment of mitochondrial metabolism, oxidative stress and formation
of advanced glycation end products. Pharmacological therapies based on these neurobiological
disorders offer an opportunity to improve cognitive disturbances in Alzheimer's disease
or to slow down disease progression. Several pharmacological approaches to enhance
cholinergic function have been developed. The second-generation acetylcholinesterase
inhibitors show some effect on cognition and behavioural symptoms in Alzheimer's disease.
A number of potential strategies address other underlying pathological processes,
including anti-inflammatory drugs and estrogens. Selegilin and radical scavengers
like vitamins C and E, ginkgo biloba extract and melatonin have been discovered to
reduce oxidative stress. Moreover, other approaches, such as anti-amyloids, that effect
secretion and aggregation of β;-amyloid as well as neurotrophic peptides, appear promising
but are still in the early stages of development.