Zusammenfassung
Die Chorea Huntington (CH) ist eine schwere, neurodegenerative Erkrankung, die einem
autosomal dominanten Erbgang folgt. 50% der Nachkommen eines Betroffenen erben das
mutierte Gen und werden, da die Penetranz des Gens nahezu 100% beträgt, bei Erreichen
des Manifestationsalters (38±11 Jahre) schließlich auch erkranken.
Der der Erkrankung zugrundeliegende Gendefekt konnte bislang noch nicht identifiziert
werden. Das CH-Gen wurde aber auf den distalen Bereich des kurzen Armes des Chromosoms
4 lokalisiert. 1983 wurde von J. F. Gusella u. Mitarb. die erste mit dem CH-Gen enggekoppelte Sonde (G8) beschrieben. Über den
Nachweis der Vererbung dieser Sonde innerhalb einer Familie mit CH konnte die Wahrscheinlichkeit
angegeben werden, mit der eine Risikoperson das CH-Gen geerbt hat (indirekte Genotypdiagnostik).
Mit dem Einsatz weiterer noch näher am CH-Genlocus gelegener DNA-Marker konnte sowohl
das Problem der Sonden-Homozygotie - und damit der Nicht-Informativität in einer Familie
- reduziert werden, als auch die Wahrscheinlichkeit von nicht-erkannten Rekombinationsereignissen
von 4% auf 1% gesenkt werden. Unter der Voraussetzung, dass DNA von allen entscheidenden
Angehörigen in einer Familie mit CH erhalten werden kann, ist in der Mehrzahl der
Familien mit einem informativen und sehr genauen Testergebnis zu rechnen.
Da es sich jedoch bei der CH um eine bislang nicht therapierbare Erkrankung handelt,
kann die präsymptomatische Diagnostik für den Probanden und seine Familie eine ungewöhnliche
psychische Belastung darstellen. Deshalb sollte die DNA-Diagnostik nur im Rahmen einer
psychotherapeutischen Vor- und Nachtestbetreuung durchgeführt werden.
Summary
Huntington's chorea, or Huntington's disease (HD) is a severe, hereditary, progressive
neurologic disorder transmitted as an autosomal dominant trait. Individuals with an
affected parent have a 50% risk of inheriting the mutant gene. Because the penetrance
of the gene is around 100%, all carriers of the HD gene reaching the age of onset
eventually manifest the disease.
The underlying gene defect has not yet been identified but the gene has been chromosomally
mapped on the top of chromosome 4 short arm. 1983 the first DNA marker (G8) closely
linked to the gene for HD was described by Gusella et al. By tracking the inheritance of the marker it is possible to predict the probability
that an at risk person has inherited the HD gene. The use of new DNA markers closer
to the HD gene has nearly eliminated the problem of marker homozygosity as a limitation
on test informativeness and has reduced to around 1% the probability of an undetected
recombinations occurring.
Provided the DNA is obtained from enough crucial relatives the test will in all likelihood
be informative and highly accurate for persons at risk who choose to take the test.
In the absence of a cure or even effective therapeutic intervention, the test places
a tremendous emotional burden on the persons and their families being tested. Therefore,
a pre- and posttest psychotherapeutic counselling program is strongly recommended
for all persons taking the test.