Zusammenfassung
Es wird über das Outcome von 50 Schwangerschaften mit schwerer Oligohydramnie im 2.
und am Beginn des 3. Trimenons berichtet, in denen eine artifizielle Fruchtwasserinstillation
(AFI) durchgeführt wurde. Durch die AFI wurde eine rasche Diagnosestellung ermöglicht
oder erleichtert oder es wurden nach AFI zusätzliche Fehlbildungen entdeckt oder konnten
ausgeschlossen werden. Das unmittelbare AFI-assoziierte Risiko bestand in der möglichen
Auslösung von Wehen und iatrogenen Amnionruptur in 3/50 Fällen. Im Gesamtkollektiv
konnten 47 Schwangerschaften verfolgt werden, davon endeten 37 als intrauterine Fruchttode,
Spontanaborte oder bei festgestellter letaler Mißbildung als induzierte Aborte. Zehn
Kinder wurden lebendgeboren, wobei innerhalb 6 Monaten 6 dieser Kinder verstarben,
so daß insgesamt 4 (8 %) Kinder gesund überlebten. Überlebende Kinder stammen aus
Schwangerschaften mit vorzeitigem Blasensprung, schwerer intrauteriner Wachstumsretardierung
oder aus der Gruppe der idiopathischen Oligohydramnie. Siebenundzwanzig Feten zeigten
strukturelle, funktionelle oder chromosomale Fehlbildungen (Urogenitaltrakt, Gastrointestinaltrakt,
Herz, Skelett, Zentrales Nervensystem, komplexe Fehlbildungen). Aus den Daten geht
hervor, daß die Prognose bei früher Oligohydramnie schlecht ist. Die AFI ermöglicht
eine frühzeitige exakte Diagnosestellung, sie bringt damit die Basis für eine fundierte
Beratung und ein sinnvolles Management dieser Schwangerschaften. Das Risiko der AFI
mit möglicher Induktion von Wehen und Blasensprung muß in der Indikationsstellung
und in der Aufklärung des Elternpaares beachtet werden, es relativiert sich jedoch
im Hinblick auf die denkbar schlechte Prognose auch ohne invasive Diagnostik.
Abstract
We report on the foetal outcome of 50 pregnancies with severe oligohydramnios in the
second and early third trimesters in which artificial fluid instillation (AFI) had
been performed. Through the AFI, rapid diagnosis was possible or was made easier or
additional malformations were detected or could be excluded. The AFI-associated risk
was an induction of labour and a possible iatrogenic rupture of membranes in 3/50
cases. A total of 47 pregnancies could be evaluated to the end, 37 ended in intrauterine
death, spontaneous abortion or, in case of a diagnosed lethal malformation, in induced
abortion. Ten babies were born alive, but within a period of six months 6 of them
died. From the total group, 4 children (8%) are alive and healthy. Survivors are from
pregnancies with PROM, with severe IUGR or from the group of idiopathic oligohydramnios.
Twentyseven foetuses had structural, chromosomal or functional anomalies (urogenital,
intestinal, heart, skeletal, central nervous, complex malformations). Our data demonstrate
a poor prognosis in case of early oligohydramnios. AFI enables early and correct diagnosis.
It provides a better basis for counselling and managing of these pregnancies. The
risk of AFI with possible induction of labour and iatrogenic rupture of membranes
has to be considered both in indication and counselling. However, the risk is limited
with regard to the very poor prognosis even without invasive diagnosis.