Zusammenfassung
Die erste prospektiv randomisierte Studie zum Vergleich der Überwachung des Feten
in der Eröffnungsund Austreibungsphase durch systematische Auskultation gegenüber
kontinuierlichem CTG, die zeigte, daß die kontinuierliche CTG-Überwachung mit einem
deutlich höheren Sektiorisiko verbunden ist, ohne daß sich signifikante Vorteile für
das Neugeborene nachweisen ließen, ist von zahlreichen Perinatalmedizinern mit großer
Skepsis aufgenommen worden. Inzwischen wurden diese Ergebnisse durch insgesamt 8 weitere
prospektiv randomisierte Vergleichsuntersuchungen bestätigt. Im Zusammenhang mit der
dadurch ausgelösten Kontroverse um die Überwachung des Feten während der Geburt wurde
kürzlich auch der Nutzen des prospektiv randomisierten Studienansatzes generell in
Frage gestellt. In der klinischen Forschung kommen bei der Prüfung diagnostischer
wie auch therapeutischer Verfahren verschiedene Studienprotokolle zum Einsatz. Für
eine erste Meinungsbildung werden in der Regel unkontrollierte Beobachtungsstudien
verwendet, die eine weitere Bestätigung der ersten Eindrücke durch Vergleiche mit
historischen Kontrollen aus der Zeit vor Einführung der neuen Methode erfahren. Auch
retrospektive oder prospektive Untersuchungen mit nach dem „matched pair“-Verfahren
ausgewählten Kontrollen können zur Unterstützung der Hypothese beitragen. Der Goldstandard
aller Prüfverfahren ist jedoch die prospektive randomisierte Vergleichsstudie, in
der Patientinnen nach dem Zufallsprinzip einer Untersuchungs- bzw. Kontrollgruppe
zugeteilt werden. Wenn es das zu prüfende Verfahren zuläßt, sollte diese Zuteilung
doppelblind erfolgen, d.h. sowohl die Untersuchungsperson, als auch der Untersucher
kennen das Ergebnis der zufallsmäßigen Zuteilung nicht. Dies ist bei Studien zum Vergleich
von Methoden zur Überwachung des Feten aus praktischen Gründen kaum möglich. Nur durch
das prospektiv randomisierte Studienprinzip können alle zusätzlichen Variablen in
ihrem Einfluß auf das zu messende Ergebnis durch gleiche Verteilung auf Untersuchungs-
und Kontrollgruppe weitgehend ausgeschaltet werden. Dieses Vorgehen erlaubt auch die
Korrektur für unbekannte Faktoren, d.h. von Variablen, von denen ein Einfluß auf das
Meßergebnis nicht bekannt ist. Angesichts der raschen Fortschritte in der Perinatalmedizin
mit der Entwicklung immer neuer Verfahren im diagnostischen und thera peutischen Bereich
ist auch für dieses Gebiet der Medizin die kritische Prüfung der neuen Methoden mit
Hilfe der prospektiv randomisierten Methode zwingend. Der klinische Forscher hat gegenüber
den Patienten eine moralische Verpflichtung zur Auswahl der Methode, die für den Patienten
ein Maximum an Nutzen bei einem Minimum an Schaden bringt. Angesichts der immer knapper
werdenden Ressourcen besteht auch gegenüber der Gesellschaft die Verpflichtung zur
kritischen Prüfung und entsprechender Selektion neuer Verfahren, um die vorschnelle
Ausbreitung von Methoden mit fraglichem Nutzen oder wenn der Nutzen in einem unvernünftigen
Verhältnis zu dem erforderlichen Aufwand steht, zu vermeiden.
Abstract
The first prospective randomised study comparing intermittent auscultation of the
fetal heart rate with continuous electronic monitoring during labour and delivery,
which showed an increased rate of Caesarean sections in the group with electronic
monitoring without significant benefit to the newborn, met with great scepticism on
the part of many perinatologists. Meanwhile, 8 additional prospective randomised trials
confirmed the first results. The debate concerning the benefit and need of fetal monitoring
during labour has even generated doubts regarding the need for, and benefit of, prospective
randomised studies. Various study designs have been used in clinical research to test
new diagnostic and therapeutic methods. Observational studies generally provide first
impressions which are then strengthened by comparison of study patients with historical
controls from the time before the introduction of the new method. Retrospective or
prospective matched pair studies may also Support the initial hypothesis. The gold
standard of all designs is undoubtedly the prospective randomised trial. A double
blind randomisation should be performed if feasible, in which neither the subject
concerned nor the investigator are aware as to how the patient has been assigned.
Only by a prospective randomised study design, known and unknown variables which may
affect the outcome can be controlled and will not interfere with the assessment of
the new method, since they will appear in equal measure both in the study and in the
control group. In view of the rapid development of the discipline of perinatal medicine,
with the evolvement of manifold new diagnostic and therapeutic methods, a critical
assessment of these methods using the principle of the prospective randomised study
design, is imperative. The clinical investigator has a moral obligation towards the
patient to select that method which is of maximum benefit with minimum risk to the
patient. In addition, in view of the drastic need for controlling expenditure in health
care, it is in the interest of society that the use of methods with questionable benefit
or with an unreasonable cost-benefit ratio is avoided by means of critical assessment
and selection.