Zusammenfassung
Zur Ätiologie der schwangerschaftsinduzierten Hypertension (SIH) wird derzeit zunehmend
eine Veränderung der Prostazyklin/Thromboxan-Ratio, mit einem Thromboxanübergewicht,
diskutiert. Mit Hilfe der Videokapillarmikroskopie können an den Kapillaren des Fingernagelfalzes
die möglicherweise hieraus resultierenden Veränderungen der Mikrozirkulation sichtbar
gemacht werden. Die Untersuchungsmethode arbeitet mit einer speziellen Auflichtmikroskopie
bei einer 560fachen Endvergrößerung. Gemessen wird die Erythrozytengeschwindigkeit
unter Ruhebedingungen sowie die mikrozirkulatorische Reaktionsfähigkeit auf eine ischämische
Belastung. Die Untersuchung wurde bei gesunden, nichtschwangeren Frauen, bei bislang
gesunden Schwangeren sowie bei Patientinnen mit einer SIH durchgeführt. Dabei zeigt
sich, als Zeichen einer Vasokonstriktion, eine deutlich reduzierte Erythrozytenruhegeschwindigkeit
bei Patientinnen mit einer SIH, mit 0,53 mm/s gegenüber 0,74 mm/s. Daneben findet
sich bei diesen Patientinnen eine höhere Reagibilität auf Ischämiebelastungen, ebenfalls
wohl als Ausdruck der zuvor bestehenden Vasokonstriktion. Die Dauer der hyperämischen
Phase ist bei der SIH jedoch verkürzt. Mit diesem Untersuchungsverfahren können somit
Einblicke in die Mikrozirkulation bei der Schwangerschaft und bei der SIH gewonnen
werden. Zusätzlich kann, wie bereits Voruntersuchungen gezeigt haben, der Einfluß
von verschiedenen Medikamenten auf die Mikrozirkulation beurteilt werden.
Abstract
At present, there is an increasing discussion regarding the change of the prostacyclin/thromboxane
ratio as an aetiological factor of pregnancy-induced hypertension (PIH). By means
of videophotometric capillaroscopy in the capillaries of the nailfold, it is possible
to visualise the resulting changes in the microcirculation. This method employs a
special illumination microscope (magnification of the optical system × 560). Red blood
cell velocity is measured under test conditions and microcirculatorical reaction capacity
on ischaemic stress. Studies were conducted on healthy non-pregnant women and on healthy
pregnant women as well as on patients suffering from pregnancy-induced hypertension.
A markedly reduced velocity of red blood cells in patients with pregnancy-induced
hypertension was seen as a sign of vasoconstriction, namely, 0.53mm/sec. versus 0.74mm/sec.
Furthermore, these patients have a higher reactivity to ischaemic stress, probably
also as a result of the already existing vasoconstriction; however, the duration of
the hyperaemic phases is reduced in pregnancy-induced hypertension. By this method,
an insight can be gained into microcirculation in pregnancy and in pregnancy-induced
hypertension. In addition, as preliminary studies have already shown, the influence
exercised by different medications on microcirculation can be assessed.