Dtsch Med Wochenschr 1998; 123(13): 381-385
DOI: 10.1055/s-2007-1023975
Kasuistiken

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Strongyloides-stercoralis-Infektion bei einem Patienten mit AIDS und Non-Hodgkin-Lymphom

Strongyloides stercoralis infection in a patient with AIDS and non-Hodgkin lymphomaA. Müller, G. Fätkenheuer, B. Salzberger, M. Schrappe, V. Diehl, C. Franzen
  • Klinik I für Innere Medizin (Direktor: Prof. Dr. V. Diehl) und Qualitätsmanagement (Direktor: Prof. Dr. W. Klaus) der Universität zu Köln
Further Information

Publication History

Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und klinischer Befund: Bei einem seit 5 Jahren HIV-infizierten 45jährigen Patienten aus dem ehemaligen Jugoslawien wurde ein Non-Hodgkin-Lymphom des Ösophagus diagnostiziert und durch fünf Zyklen Polychemotherapie (CHOP) in eine komplette Remission gebracht. Anschließend klagte der Patient über retrosternale Schmerzen, Schluckstörungen und trockenen Husten ohne Auswurf sowie über Oberbauchbeschwerden. Nach einem ambulanten Therapieversuch mit Fluconazol mußte er erneut stationär aufgenommen werden. Die Körpertemperatur betrug 39,1°C, der übrige körperliche Untersuchungsbefund war im wesentlichen unauffällig.

Klinisch-chemische Befunde: Das Differentialblutbild zeigte eine deutliche Eosinophilie von 41 %. Die IgE-Konzentration war auf 432 IU/ml erhöht. Die Zahl der CD4+-T-Zellen war mit 10/µl, die der CD8+-T-Zellen mit 80/µ1 deutlich erniedrigt.

Ergänzende Untersuchungen: In Blutkulturen, Sputum- und Stuhlproben und in einer bronchoalveolären Lavage wurde Mycobacterium avium intracellulare nachgewiesen.

Therapie und Verlauf: Die Diagnose einer disseminierten, atypischen Mykobakteriose wurde gestellt und eine Therapie mit Clarithromycin, Rifabutin, Ciprofloxacin und Ethambutol eingeleitet. Hierdurch kam es zwar zu einer Entfieberung, jedoch zu keiner Besserung der Oberbauchbeschwerden. Gastroskopisch konnte eine Rezidiv des Lymphoms ausgeschlossen werden. Histologisch und im Duodenalsaft fanden sich Würmer und Larven von Strongyloides stercoralis. In daraufhin gewonnenen Stuhlproben ließen sich keine Mykobakterien mehr nachweisen, und es zeigten sich nun auch hier Strongyloides-Larven. Der Patient wurde 6 Tage mit 2 × 400 mg Albendazol behandelt. Anschließend wurde eine Erhaltungstherapie mit 1 × 400 mg durchgeführt. In einer Kontrollgastroskopie und in den Stuhlproben einen Monat nach Diagnosestellung waren keine Parasiten mehr nachweisbar.

Folgerung: Auch in unseren Breiten muß bei Migranten aus Endemiegebieten, die wie in unserem Fall verschiedene Risikofaktoren aufweisen, mit einer symptomatischen Strongyloidiasis gerechnet werden. Albendazol ist bei frühzeitiger Diagnose und rechzeitiger Therapie ein wirksames Medikament zur Behandlung der Strongyloides-stercoralis-Infektion.

Abstract

History and clinical findings: The patient, now 50 years old, an immigrant miner from the former Yugoslavia who was known to have AIDS, was in 1992 found to have non-Hodgkin lymphoma of the oesophagus and given five cycles of multiple chemotherapy (CHOP) with complete remission. Subsequently he complained of retrosternal pain, dysphagia, dry cough and upper abdominal discomfort. On admission he had slight fever of 39.1°C, but physical examination was unremarkable.

Laboratory tests: Blood count revealed an eosinophilia of 41 %. IgE concentration was raised to 432 IU/ml. The CD4+ T-cell count was reduced to 10/µl, that of CD8+ to 89/µl.

Additional tests: Blood culture, fecal and sputum samples and bronchoalveolar lavage demonstrated Mycobacterium avium intracellulare.

Treatment and course: Treatment of the disseminated atypical mycobacterial infection was started with clarithromycin, rifabutin, ciprofloxacin and ethambutol. There was no improvement of the upper abdominal discomfort, but the fever subsided. Oesophagogastroscopy excluded recurrence of the lymphoma. Biopsy and examination of the duodenal juice revealed worms and larvae of Strongyloides stercoralis. Stool samples contained no mycobacteria, but strongyloides larvae were demonstrated. Albendazole was given (2 × 400 mg daily for 6 days, followed by a maintenance dose of 1 × 400 mg daily). Repeat endoscopy and stool sample after a month no longer showed any parasites.

Conclusion: Even in Western Europe, persons coming from endemic areas who, as this patient, have various risk factors that may facilitate the occurrence of strongyloidiasis. With early diagnosis and treatment albendazole is an efficacious drug.

    >