Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Eine 31 Jahre alte Patientin wurde wegen einer Hepatomegalie und pathologischen Leberwerten
stationär aufgenommen. Seit Jahren hatten Durchfälle bestanden, die in der Vergangenheit
aber nicht diagnostisch abgeklärt worden waren. Klinisch war die Patientin untergewichtig
und wies geringe Unterschenkelödeme auf, die Leber war mit 20 cm in der Medioklavikularlinie
deutlich vergrößert tastbar bei sonst unauffälligem Abdominalbefund.
Untersuchungen: Sonographisch fand sich das Bild einer massiven Fettleber. Die Histologie ergab eine
Verfettung von nahezu 100 % der Hepatozyten ohne wesentliche Entzündung und ohne Fibrosierung.
Eine Dünndarmbiopsie ergab den typischen Histologiebefund einer Sprue. In den Laboruntersuchungen
fanden sich pathologische Leberwerte mit Erhöhung der Transaminasen, der alkalischen
Phosphatase sowie der γ-GT und der LDH, jedoch kein Hinweis auf eine entzündliche
Genese der Lebererkrankung. Die erhobenen Befunde legten nahe, die Ursache der Leberverfettung
bei der Sprue zu suchen.
Therapie und Verlauf: Die Patientin wurde glutenfrei ernährt. Die Durchfälle sistierten, und die Patientin
nahm Gewicht zu. Nach kurzfristiger weiterer Verschlechterung normalisierten sich
die Leberwerte innerhalb von 6 Wochen vollständig. Bei weiteren Kontrolluntersuchungen
innerhalb der folgenden eineinhalb Jahre hatte die Patientin 5 kg zugenommen. Die
Leber war sonographisch normal groß und normodens. Die Dünndarmhistologie zeigte lediglich
noch eine diskrete Zottenatrophie.
Folgerung: Bei einer Fettleber unklarer Ursache sollte auch an eine Sprue gedacht werden. Bei
konsequenter diätetischer Therapie der Grundkrankheit können sich die hepatischen
Veränderungen vollständig zurückbilden.
Abstract
History and admission findings: A 31-year-old woman was admitted because of heptomegaly and abnormal liver functions.
For years she had suffered from diarrhoea but its cause had never been elucidated.
She was underweight and had mild ankle edema. The liver margin was palpable at 20 cm
below the midcostal margin, but the abdominal examination was otherwise unremarkable.
Investigations: Sonography revealed a very large fatty liver. Biopsy showed fatty infiltration of
nearly all the hepatocytes, without significant inflammation and fibrosis. Small-intestinal
biopsy showed the typical histology of coeliac disease. Laboratory tests indicated
abnormal liver function with increased transaminases, alkaline phosphatase, GPT and
LDH, but no sign of inflammatory aetiology. These findings suggested that the liver
changes were due to the coeliac disease.
Treatment and course: After the patient had been put on a gluten-free diet the diarrhoea stopped and she
started to gain weight. The liver function tests briefly became worse, but over the
following 6 weeks normalized completely. The patient gained 5 kg in the subsequent
18 months and the liver became sonographically normal. The small-intestinal biopsy
now showed merely discrete villar atrophy.
Conclusion: Coeliac disease should be considered in any case of fatty liver of unknown cause.
Strict gluten-free dietary treatment of the underlying cause can quickly lead to complete
regression of the hepatic changes.