Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Bei einem 69jährigen Patienten wurde ein multilokuläres oberflächliches Urothelkarzinom
(T1 G3 ) und Carcinoma in situ (Cis G3 ) der Harnblase transurethral reseziert und anschließend mit intravesikaler BCG-Instillationen
behandelt. Nach komplikationslosem BCG-Induktionszyklus traten während der nachfolgenden
BCG-Erhaltungstherapie hohes Fieber, Abgeschlagenheit, Husten und Luftnot auf. Die
körperliche Untersuchung ergab bei dem deutlich beeinträchtigten febrilen Patienten
ein verschärftes Atemgeräusch mit ohrnahen feinblasigen Rasselgeräuschen in den Unter-
und Mittelgeschossen.
Untersuchungen: Eine beschleunigte Senkungsreaktion (86 mm/h) und ein oberhalb der Norm liegender
CRP-Spiegel (13,6 mg/dl) wiesen auf eine deutliche Entzündungsreaktion hin. Das Röntgenbild
der Lunge ließ eine diffuse miliare Verschattung erkennen. Mykobakterien konnten weder
im Magensaft noch im Bronchialsekret nachgewiesen werden.
Therapie und Verlauf: Unter der Vorstellung einer BCG-induzierten miliaren Pneumonie wurde eine tuberkulostatische
Dreifachtherapie mit Ethambutol (1200 mg/d), Rifampicin (600 mg/d) und Isoniazid (300 mg/d)
eingeleitet. Hierunter verschlechterte sich der Zustand weiter. Nach 10 Tagen wurden
daher zusätzlich 40 mg Prednisolon/d gegeben, worunter sich die Symptome innerhalb
kurzer Zeit besserten. Die tuberkulostatische Behandlung wurde über 6, die Kortikoid-Behandlung
über 2 Monate durchgeführt, die Beschwerden waren nach 4 Monaten abgeklungen.
Folgerung: Die miliare Pneumonie ist eine seltene Komplikation nach BCG-Instillationstherapie
oberflächlicher Blasenkarzinome. Da die Verursachung durch vitale Bakterien nicht
ausgeschlossen werden kann, muß umgehend eine tuberkulostatische Dreifachtherapie
in die Wege geleitet werden. Wenn sich hierunter das Bild nicht bessert, ist die zusätzliche
Gabe eines Steroids empfehlenswert.
Abstract
History and admission findings: A multilocular superficial epithelial carcinoma (T1 G3 ) and carcinoma in situ (Cis G3 ) of the bladder were resected transurethrally followed by intravesical instillation
of BCG. The initial cycle of BCG administration had been free of complication, but
then high fever, fatique, cough and dyspnoea had developed with subsequent BCG maintenance
treatment. Physical examination on admission revealed fever, clearly reduced general
condition, and increased breath sounds with fine rales in the upper and middle lobes.
Investigations: A clearly raised erythrocyte sedimentation rate (86 mm/h) and a CRP level at the
upper limit of normal (13,6 mg/dl) indicated marked inflammatory reaction. The chest
radiogram showed diffuse miliary opacities. Mycobacteria were not demonstrated in
either gastric juice or bronchial secretion.
Treatment and course: As BCG-induced miliary pneumonia was diagnosed, triple tuberculostatic treatment
was commenced (ethambutol, 1200 mg/d; rifampicin, 600 mg/d; isoniazid, 300 mg/d).
Nonetheless his condition deteriorated further. When prednisolone, 40 mg/d was added
the symptoms improved rapidly. The tuberculostatic drugs were continued for 6 months.
All symptoms had disappeared after 4 months.
Conclusion: Miliary pneumonia is a rare complication of intravesical BCG installation of a superficial
bladder cancer. As living bacteria cannot be excluded as the cause, triple tuberculostatic
treatment must be started at once. If this falls to bring about improvement, additional
steroid medication is recommended.