Die operative Versorgung von Bauchwandhernien stellt nach wie vor eine Herausforderung
für die Chirurgie dar. Kleine primäre Bauchwandhernien mit einem Durchmesser von nicht
mehr als 3 cm können durch direkte Einzelknopfnaht mit nicht resorbierbarem Material
Erfolg versprechend verschlossen werden (s. Abb. [6]). Als gesichert gilt dagegen, dass selbst bei kleinen Narbenhernien konventionelle
Techniken ohne Aussicht auf langfristigen Erfolg sind. Vielmehr ist die retromuskuläre
Netzplastik als Standardverfahren zur Versorgung von Narbenhernien und ausgedehnten
sonstigen Bauchwandhernien anzusehen. Entscheidender Vorteil aus biomechanischer Sicht
ist die Mesh-Positionierung hinter der Bauchmuskulatur in Sublay-Technik, sodass im
Zusammenspiel mit der verschlossenen vorderen Rektusscheide als Widerlager der intraabdominale
Druck das Netz in idealer Position fixiert. Bauchdeckendefekte, die keinen primären
Verschluss des Fasziendefektes erlauben, können durch ein überbrückendes Verfahren
mit einer Netzplastik („Bridging“) als Bauchwandersatz versorgt werden. Alternative
Verfahren, die statt der Defektüberbrückung einen funktionellen Verschluss des Defektes
anstreben, wie die Komponentenseparation nach Ramirez oder das sog. progressive Pneumoperitoneum
sind dagegen von untergeordneter Bedeutung. Für das vielfach unterschätzte Problem
der postoperativen Bauchwandrelaxation erscheint neben einer Bauchdeckenplastik ebenfalls
eine Stabilisierung der lateralen Bauchwand durch Implantation eines Kunststoffnetzes
in retromuskulärer Position Erfolg versprechend. Die genannten Operationstechniken
sind chirurgisch anspruchsvoll und die Ergebnisse sind abhängig von der Erfahrung
des Operateurs in der Hernienchirurgie. Unter optimalen Bedingungen sind Rezidivraten
von unter 10 % bei niedrigen Komplikationsraten unter 20 % zu erreichen.
Perspektivisch erscheint die Identifizierung von Risikopatienten für eine postoperative
Hernienentstehung auf dem Boden einer Kollagenstoffwechselstörung mit der Indikation
zu einer prophylaktischen Netzimplantation wünschenswert.
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PD Dr. med. Claus Langer
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
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