Z Gastroenterol 2007; 45 - A2_11
DOI: 10.1055/s-2007-967801

Die gezielte Hemmung der Telomerase in humanen Hepatomazellen mittels small-molecule Inhibitor hat keinen Einfluss auf das unmittelbare Zellwachstum

S Diedrich 1, B Haker 1, U Brassat 2, TH Brümmendorf 2, H Wege 1
  • 1I. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg
  • 2II. Medizinische Klinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg

Der Enzymkomplex Telomerase gleicht die mit der Zellteilung verbundene Verkürzung der Telomere aus und ermöglicht somit eine unbegrenzte zelluläre Proliferation. Im Gegensatz zu normalem Lebergewebe lässt sich in 80% der hepatozellulären Karzinome eine deutlich gesteigerte Telomeraseaktivität nachweisen. Die gezielte Inhibition der Telomerase stellt daher einen vielversprechenden Ansatz zur antiproliferativen Therapie dar. In dieser Studie wurde der Effekt einer selektiven Hemmung der Telomerase auf das Wachstum von humanen Hepatomazellen in vitro untersucht. Dazu wurden HuH7 und HepG2 Zellen mit einem nicht-nukleosidischen small-molecule Inhibitor behandelt (BIBR 1532, Boehringer Ingelheim). Für diesen Inhibitor wurde für die aus den Zelllinien extrahierte Telomerase eine IC50 von 100 nM ermittelt (Real-time Telomeric Repeat Amplification Protocol). Nach 16-tägiger Behandlung, mit einer Zellverdopplung pro Tag, konnte in HuH7 Zellen eine signifikante Verkürzung der Telomere von 24,9±0,5 auf 22,3±0,8 kb (Telomere flow-FISH) gezeigt werden, das entspricht 160 bp pro Zellverdopplung. Nach 3-tägiger Behandlung wurde in HuH7 und HepG2 Zellen in der Durchflusszytometrie keine signifikante Abnahme der S-Phase beobachtet. Auch im Langzeitversuch mit Überwachung des Zellwachstums über einen Zeitraum von zwei Wochen, zeigte sich kein Unterschied im Wachstum und in der Viabilität von behandelten im Vergleich zu unbehandelten HuH7 Zellen. In HepG2 Zellen, mit einer kurzen Ausgangslänge der Telomere von ungefähr 5 kb, kam es bereits nach 12-tägiger Behandlung mit dem Inhibitor zum Zelltod. Zusammenfassend zeigen unsere Daten, dass eine selektive Hemmung der Telomerase in Hepatomazellen mittels small-molecule Inhibitor möglich ist. Die Ergebnisse der Proliferationsanalysen lassen jedoch darauf schließen, dass eine Inhibition der Telomerase keinen unmittelbaren und von der Verkürzung der Telomere unabhängigen Wachstumsstop in Hepatomazellen induziert. Die Latenz bis zum Eintreten eines therapeutischen Effekts durch Inhibition der Telomerase, gemessen an der Tumorgröße, wird bei Patienten mit hepatozellulärem Karzinom wahrscheinlich von der Telomerlänge der Tumorzellen beeinflusst. Zur Erzielung einer raschen Tumorkontrolle sollte eine Hemmung der Telomerase daher möglicherweise mit zytotoxischen Substanzen kombiniert werden.