Z Gastroenterol 2007; 45 - A3_03
DOI: 10.1055/s-2007-967839

Gallengangskomplikationen nach Lebertransplantation: Eine retrospektive Analyse der Mainzer Endoskopiedaten von 2000 bis 2006

MF Sprinzl 1, L Lindemann 1, A Fritsch 1, M Hoppe-Lotichius 2, C Mönch 2, R Kiesslich 1, G Otto 3, PR Galle 4, S Kanzler 1, M Schuchmann 1
  • 1I. Medizinische Klinik, Universität Mainz, Mainz
  • 2Transplantationschirurgie und Chirurgie von Leber, Gallenwegen und Pankreas, Universität Mainz, Mainz
  • 3Abteilung für Transplantationschirurige, Chirurgie von Leber, Gallenwegen und Pankreas, Johannes Gutenberg Universität Mainz, Mainz
  • 4I. Medizinische Klinik, Mainz

Einleitung: Die orthotope Lebertransplantation (OLT) zeigt insgesamt gute Ergebnisse mit 5-Jahres-Überlebensraten der OLT-Patienten von 70 bis 80 Prozent. Trotzdem betreffen Komplikationen der Gallengänge (GG) nach allgemeinen Erfahrungen 10 bis 15 Prozent der OLT-Patienten. Ziel der vorgestellten Untersuchung ist die Prognoseeinschätzung bei GG-Komplikationen unter Berücksichtigung der durchgeführten Interventionen.

Methode: Retrospektiv wurden bislang die zwischen 2000 und 2006 archivierten ERCP Befunde der OLT-Patienten gesichtet. Ausgehend von 353 OLT-Patienten erbrachte die Auswertung vorerst 312 auffällige Cholangiogramme, welche nach pathologischen GG-Befund klassifiziert wurden und zuletzt 42 Patienten zugeordnet werden konnten. Die Analyse endete zum Juli 2006, wobei 73% der Patienten über ein Zeitintervall von mindestens 3 Jahren post OLT erfasst wurden.

Ergebnisse: Die vorläufige Klassifizierung der GG-Komplikationen nach OLT ergab bei 4 Patienten eine Gallengangsleckage (GGL), bei 22 Patienten eine isolierte Gallengangsstenose (GGS) und bei 16 Patienten Ischämie-artige Gallengangsläsionen (ITBL). Im Rahmen der Therapie der symptomatischen GG-Komplikationen wurden insgesamt 41 Stents implantiert, wobei die meisten Interventionen (44%) in den ersten 50 Tagen nach OLT erfolgten. Innerhalb von 3 Jahren betrug die Gesamtrate aus Patientenversterben und Transplantatversagen für OLT-Patienten mit ITBL 38.5%, mit isolierter GGS 21.4% und mit GGL 50%. Hieraus ergab sich für Patienten mit ITBL oder GGS die geschätzte mittlere Gesamtüberlebensdauer von 4.6 Jahren bzw. 6,8 Jahren nach OLT. Bei der GGL-Subgruppe wurde wegen der kleinen Patientenzahl auf eine Schätzung verzichtet.

Diskussion: Die vorläufigen Ergebnisse dieser Analyse zeigen, dass GG-Komplikationen die Prognose von OLT-Patienten verschlechtern können. Entsprechend der eigenen Beobachtungen und der Erfahrungen anderer verläuft die ITBL progredient und kann frühzeitig zum Transplantatversagen führen. Im Vergleich dazu ist der Verlauf der isolierten GGS besser. Durch die Fortsetzung dieser retrospektiven Analyse erhoffen wir uns in Zukunft eine präzisere Risikoeinschätzung bei den GG-Komplikationen treffen zu können. Der Vergleich von Ergebnissen nach endoskopischer Stentimplantation bzw. nach perkutaner GG-Drainage, soll in Zukunft dazu beitragen, dass standardisierte Therapiekonzepte für die GG-Komplikationen post OLT erarbeitet werden können.