Z Gastroenterol 2007; 45 - A4_09
DOI: 10.1055/s-2007-967867

Untersuchungen zum Zeitverlauf der Toleranzinduktion im Concanavalin A-Immunhepatitis-Modell

AL Erhardt 1, M Biburger 1, G Tiegs 1
  • 1Institut für Pharmakologie und Toxikologie Erlangen, Erlangen

Einleitung: Die Injektion des Lektins Concanavalin A (ConA) induziert in Mäusen einen immunvermittelten Leberschaden. Es konnte bereits gezeigt werden, dass die Mäuse innerhalb von 8 Tagen Toleranz gegenüber ConA-Restimulation entwickeln. Die Toleranz wird durch regulatorische T-Zellen, Kupffer Zellen und IL–10 vermittelt. Es stellte sich nun die Frage, zu welchen weiteren Zeitpunkten die Toleranzentwicklung zu beobachten ist.

Methodik: C57/BL6-Wildtyp Mäusen wurde 15mg/kg ConA oder Saline intravenös verabreicht. Nach 3, 8 und 14 Tagen wurde mit ConA restimuliert. Acht Stunden nach ConA-Restimulation wurden Plasma-Transaminasen gemessen und Konzentrationen von IL–2, IL–10, IL–6 und IFNγ mittels ELISA bestimmt. Weiterhin wurden am Tag 1, 3, 8 und 14 nach ConA-Gabe Leber, Milz und portale Lymphknoten entnommen und Lymphozyten isoliert. Mittels FACS-Analyse wurden CD3-, NK1.1-, CD4-, CD25-, FoxP3-, CD62L- und CD103-Expression untersucht und mit Zellen aus Saline-behandelten Mäusen verglichen.

Ergebnisse: Am Tag 8 ist das Toleranzstadium durch verminderte IFNγ-, IL–2- und IL–6-Produktion und erhöhten IL10-Spiegel charakterisiert. Dieses anti-inflammatorische Zytokin-Milieu ist auch am Tag 14 vorzufinden, am Tag 3 jedoch entwickeln die Mäuse noch keine Toleranz gegenüber ConA-Restimulation. Der Anteil der für den ConA-Schaden notwendigen NKT-Zellen ist am Tag 1 sowohl in der Leber als auch in der Milz signifikant reduziert, erreicht am Tag 3 annährend den Normalwert und nimmt an Tag 8 und 14 nach ConA-Gabe signifikant zu. Die Expression des Inflammations-Markers CD103 ist am Tag 1 in der Leber stark hochreguliert, wohingegen in Milz und Lymphknoten der Homing-Marker CD62L stärker exprimiert wird. Am Tag 8 und 14 nach ConA-Gabe ist in der tolerogenen Leber die Expression des Integrins CD103 herunterreguliert. Der Anteil regulatorischer CD4+CD25+FoxP3+ Zellen ist zum Zeitpunkt der Toleranzinduktion nur in den portalen Lymphknoten erhöht. Am Tag 1 nach ConA-Gabe jedoch ist FoxP3 intrahepatisch überexprimiert.

Diskussion: Die kurzfristige intrahepatische Überexpression von CD103 und FoxP3 an Tag 1 korreliert nicht mit der Toleranzentwicklung; zum Zeitpunkt der Toleranzausprägung sind die Ausgangsniveaus der CD103- und FoxP3-positiven Zellen erreicht, so dass qualitative statt quantitative Unterschiede der Treg-Population relevant erscheinen und weitere entsprechende regulatorische Toleranz-Marker identifiziert werden müssen.