Z Gastroenterol 2007; 45 - A5_04
DOI: 10.1055/s-2007-967894

Midodrin versus Albumin zur Verminderung der Parazentese induzierten zirkulatorischen und renalen Dysfunktion nach Aszitespunktion bei Leberzirrhose

B Appenrodt 1, A Wolf 1, F Grünhage 1, J Trebicka 1, M Schepke 1, T Sauerbruch 1, J Heller 1
  • 1Abteilung Medizin I, Bonn

Einleitung

Großvolumige Aszitespunktionen führen zu einer Aktivierung des RAAS und einer sogenannten zirkulatorische Dysfunktion. Dies kann durch Albumin-Gabe vermindert werden. Kürzlich wurde gezeigt, dass auch die Gabe von Vasokonstriktoren wie z.B. Terlipressin eingesetzt werden kann (1).

In der vorliegenden randomisiert, doppel-blind angelegten Pilotstudie untersuchten wir, ob die orale Gabe von Midodrin die zirkulatorische Dysfunktion nach Aszitespunktion >5l ebenfalls abschwächt. Der Vaskonstriktor Midodrin scheint einen positiven Einfluss auf die renale Funktion bei Patienten mit Leberzirrhose und Aszites zu haben (2,3). Die Gabe von Albumin diente als Kontrolle.

Methoden

24 Patienten wurden randomisiert (Alter 55±7, Child A/B/C 0/3/21). Nach Aszitespunktion erhielten sie entweder Albumin (8g/l) (n=13) oder Midodrin (3×12,5mg Tag 0 und Tag 1 p.o.) (n=11).

Aktives Renin und die Aldosteronkonzentration sowie Kreatinin im Serum und Kreatininclearance wurden an Tag 0 und 6 bestimmt. Primärer Endpunkt war ein Anstieg der Reninkonzentration >50% an Tag 6 im Vergleich zum Ausgangswert Tag 0 als Maß für eine Parazentese induzierte zirkulatorische Dysfunktion

Ergebnisse

Eine zirkulatorische Dysfunktion (Anstieg der Reninkonzentration >50% an Tag 6) trat in der Albumin-Gruppe bei 31% (4/13), in der Midodrin-Gruppe bei 60% (6/10) auf. Eine Aldosteronkonzentrationszunahme war an Tag 6 nur signifikant höher in der Midodrin-Gruppe (974,4±454 Tag 0; 1588,9±765 Tag 6, p=0,003) und nicht in der Albumin-Gruppe (1470±1902 Tag 0; 1674,5±2332 Tag 6, p=0,345). Die Nierenfunktionsparameter änderten sich in beiden Gruppen nicht signifikant.

Ein Patient in der Midodrin-Gruppe entwickelte an Tag 2 ein Hepatorenales Syndrom Typ I.

Schlussfolgerung

Im Vergleich zu Albumin schwächt die Gabe von Midodrin die zirkulatorische Dysfunktion nach großvolumigen Parazentesen bei Patienten mit fortgeschrittener Leberzirrhose nicht ab.

Literatur: 1) Moreau R, Asselah T, Condat B, de Kerguenec C, Pessione F, Bernard B, Poynard T, Binn M, Grange JD, Valla D, Lebrec D. Gut. 2002;50(1):90-4 Comparison of the effect of terlipressin and albumin on arterial blood volume in patients with cirrhosis and tense ascites treated by paracentesis: a randomised pilot study.
2) Angeli P, Volpin R, Piovan D, Bortoluzzi A, Craighero R, Bottaro S, Finucci GF, Casiglia E, Sticca A, De Toni R, Pavan L, Gatta A. Hepatology. 1998;28(4):937-43. Acute effects of the oral administration of midodrine, an alpha-adrenergic agonist, on renal hemodynamics and renal function in cirrhotic patients with ascites
3) Angeli P, Volpin R, Gerunda G, Craighero R, Roner P, Merenda R, Amodio P, Sticca A, Caregaro L, Maffei-Faccioli A, Gatta A. Hepatology. 1999, 29(6):1690-7. Reversal of type 1 hepatorenal syndrome with the administration of midodrine and octreotide.