Z Gastroenterol 2007; 45 - A5_09
DOI: 10.1055/s-2007-967899

Prävalenz der HBV-Genotypen in Mittel–und Osteuropa

K Deterding 1, I Constantinescu 2, J Gervain 3, 4, V Němeček 5, M Zalewska 6, J Stańczak 7, M Takács 8, M Draždáková 9, MP Manns 1, H Wedemeyer 1
  • 1Abt. Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover
  • 2Clinical Institute Fundeni, Bukarest, Rumanien
  • 3St.George hospital, szekesfehérvár, Hungarn
  • 4St.George hospital, szekesfehérvár, Ungarn
  • 5State Haelthcare Inst., Prag, Tschechien
  • 6Infect.Dis. Hospital, Wrocław, Poland
  • 7Infect.Dis. Hospital, Warschau, Polen
  • 8National Epidemiology Centre, Budapest, Ungarn
  • 9Head of serology Univ.Hosp., Prag, Tschechien

Es sind acht HBV-Genotypen (A-H) beschrieben worden, deren weltweite Verteilung sehr stark variiert. Während der Genotyp A in Nord-Europa und Nord Amerika am häufigsten vorkommt, sind die Genotypen B und C in den asiatischen Ländern vorherrschend. Demgegenüber sind fast alle Patienten in Südeuropa und im Mittelmeerraum mit dem Genotyp D infiziert. 84% der im Ausland geborenen Ausländer und Aussiedler in Deutschland stammen aus Ländern mit mittlerer und hoher HBsAg-Prävalenz. Neben Migranten aus der Türkei sind insbesondere in Osteuropa geborene Patienten häufiger von einer HBV-Infektion betroffen. Die HBV-Genotypen Prävalenz für diese Länder ist jedoch nicht bekannt.

Wir untersuchten die Prävalenz der HBV Genotypen bei 844 Patienten aus Mittel -und Osteuropa. An dieser Studie beteiligten sich sieben Zentren aus Polen, Rumanien, Tschechien, Litauen, Ungarn und sowie die Medizinische Hochschule Hannover. 68% der Patienten waren männlich. Erwartungsgemäß fanden sich nur wenig Patienten mit den Genotypen B (1,2%), C (1,1%) und F (0,2%). Überraschend war jedoch, dass insgesamt nicht der Genotyp D (346 Patienten, 41%) sondern mit 368 Patienten (44%) der Genotyp A dominierte. Bei 109 (13%) Patienten konnten zwei oder mehr Genotypen nachgewiesen werden, wobei das Vorkommen des Genotyp A in Kombination mit dem Genotyp D (57%) hierbei am häufigsten dokumentiert wurde.

Der HBeAg Status lag uns von 485 Patienten vor, 350 von denen waren HBeAg negativ. HBV-Genotyp D Patienten waren häufiger HBeAg negativ als HBV-Genotyp A Patienten (61% versus 40%).

Der Genotyp A war sowohl in Polen (75%), Rumanien (58%) und Tschechien (67%) der vorherrschende Genotyp, während in Ungarn und Deutschland der Genotyp D mit 47% bzw. 70% dominierte.

Zusammenfassend zeigen diese Daten einen überraschend hohen Anteil von HBV-Genotyp A -Infektionen in Osteuropa, was in Anbetracht des unterschiedlichen klinischen Verlaufs und besseren Interferonansprechens eine große Bedeutung für die Therapieplanung hat. Eine HBV-Genotypisierung halten wir deshalb vor Beginn einer antiviralen Therapie insbesondere bei Migranten aus Osteuropa für ratsam.