Zeitschrift für Palliativmedizin 2006; 7(3): 57
DOI: 10.1055/s-2007-970240
Editorial

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Teamarbeit und Kommunikation

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Publication Date:
22 February 2007 (online)

 

Maja Falckenberg und das Organisationsteam (Quelle: M. Falckenberg)

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Es scheint, dass eine ständig größer werdende Gruppe von Menschen sich mit Palliativmedizin beschäftigt. Wie kommt es dazu? Wird es die Situation der Patienten verbessern?

Ich glaube, dieses entwickelt sich aus der häufig sehr emotional geführten Diskussion um Sterbehilfe. Die Medien nutzen die dem Thema innewohnende Emotionalität zur Steigerung der Auflagen, aber sie sind letztlich eben auch Spiegel der Gesellschaft. Die Deutschen haben Angst, wie sie sterben werden. Hierauf haben Berichte über die Entwicklung zur Legalisierung von intentioneller Tötung im Rahmen einer ärztlichen Behandlung in Ländern wie Holland und Belgien sicher Einfluss gehabt. Seltsamerweise wird von den Pro Aktive Sterbehilfe Vertretern der Aspekt des Sterbens ohne Qual höher eingeschätzt als die Gefahr eines Missbrauchs. Aber zunehmend regen sich auch besorgte Stimmen. Die sog. Alternativprofessoren und andere Rechtsexperten und Ärzte werden sich auf dem Deutschen Juristentag vom 20.-21.9.2006 ausführlich mit dem Thema beschäftigen und möglicherweise zu weit reichenden Beschlussfassungen kommen.

Im Mittelpunkt steht die Frage, welchen Beitrag das Strafrecht dazu leisten kann, die Angst vieler Menschen vor einem qualvollen Ende unter Ausschöpfung aller medizinisch-technischer Möglichkeiten der Lebensverlängerung zu begrenzen und ihren Wunsch nach einem Sterben in Würde und Schmerzfreiheit gemäß dem erklärten oder mutmaßlichen Patientenwillen zu erfüllen.

Die Diskussion hat aber auch, so glaube ich, besonders vielen Aktiven, die seit vielen Jahren Defizite in unserer medizinischen Versorgung und menschlichen Begleitung der Palliativpatienten gesehen haben Mut gemacht, sich für notwendige Veränderungen in der Versorgungsqualität einzusetzen. Das sind die Kollegen aller beteiligten Professionen, die die Kurse füllen und regionale Aktivitäten an Krankenhäusern und Hospizen oder in freier Wildbahn starten.

Der andere Motor der Palliativentwicklung - und der besorgt mich - sind wirtschaftliche Erwägungen der verschiedenen Palliativversorger. Viele von uns er-leben das derzeit bei Gesprächen mit Krankenhausleitungen und sich überregional entwickelnden Pflegeverbänden. Zur Verbesserung der palliativen Versorgungsstruktur sind neue Finanzierungssysteme notwendig, die wiederum Begehrlichkeiten wecken. Ich habe große Sorge, dass die Entwicklung zu rasch geht und die Menschlichkeit, das spirituelle unverzichtbare Element im Sterbeprozess dabei verloren geht.

So ist es nicht sicher, ob unsere Patienten von der derzeitigen Entwicklung profitieren werden und nicht am Ende doch den raschen Tod wünschen; ich halte dieses jedoch auf keinen Fall für eine ärztliche Aufgabe, die Befürworter müssen sich dafür einen neuen Beruf erdenken. Für die Anderen wurde dieser Kongress konzipiert und wir heißen Sie herzlich willkommen!

Hiermit möchten wir Ihnen die Vorträge und Poster des Palliativ-Kongresses 2006 präsentieren. Es hat uns viel Spaß gemacht, für Sie diesen Kongress auszurichten. Wie Sie auf dem Photo sehen, haben wir in unserem Organisationsteam auch in der großen Sommerhitze daran gearbeitet.

Unser Kongressthema "Team und Kommunikation" entwickelte sich aus der häufigen Erfahrung, dass Kommunikationsdefizite die Effizienz der verschiedenen Palliativteams verringern und darüber hinaus zu Arbeitsunzufriedenheit führen. Diesem Themenkomplex wurde ein guter Anteil des Kongresses gewidmet. Wir haben gemeinsam mit dem wissenschaftlichen Komitee und dem Beirat einige spannende Vortragsthemen hierzu für Sie ausgewählt und mit im Thema erfahrenen Referenten besetzt.

Die palliative Versorgung lebt nur mit den 5 Säulen Medizin, Pflege, psychosoziale Betreuung, Spiritualität und Ehrenamt. Das soll auch durch das diesjährige Programm unterstrichen werden, der deutsche Palliativkongress lebt von dieser Interdisziplinarität. Insgesamt 12 verschiedene Themenkomplexe sollen die einzelnen Aspekte der palliativen Versorgung darstellen. Es werden 95 Vorträge von 70 Referenten gehalten. Es beteiligen sich 120 Einsender mit freien wissenschaftlichen Arbeiten, wovon Sie 8 als freie Vorträge, 112 als Poster erleben werden. Diese Arbeiten können Sie in diesem Band nachlesen.

Auch an dieser Stelle möchte ich allen aktiven Mitgestaltern meinen herzlichen Dank aussprechen.

Wir hoffen, Ihnen mit diesem Themenspektrum reiche Anregungen zur weiteren Beschäftigung mit den wissenschaftlichen Aspekten der Palliativmedizin zu geben.

Mit freundlichem Gruß,

Maja Falckenberg und das

Organisationsteam

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