Zusammenfassung
Mehr als ein Drittel aller stationären Krankenhauspatienten in Deutschland werden
als Notfall aufgenommen. Bislang ist wenig bekannt, wie hoch der Anteil von Notaufnahmen
in neurologischen Kliniken ist und wie die Abläufe für deren neurologische Versorgung
organisiert sind. Vor diesem Hintergrund hat der Vorstand der Deutschen Gesellschaft
für Neurologie seine Kommission „Qualitätssicherung/Anhaltszahlen” mit einer Erhebung
zu Struktur und Organisation der Notaufnahme in Akutkrankenhäusern mit neurologischen
Fachabteilungen im Jahr 2006 beauftragt. Die hier vorgestellte Auswertung bezieht
sich auf insgesamt 240 neurologische Universitätskliniken und Abteilungen an allgemeinen
Krankenhäusern, von denen fast die Hälfte an der Erhebung teilnahmen. Der Anteil der
über die Notaufnahme aufgenommenen stationären neurologischen DRG-Fälle beträgt an
Universitätskliniken im Median 50 % und an Allgemeinen Krankenhäusern 62 %. Etwa 10
% aller Notaufnahmen der Klinika wurden in der Neurologie aufgenommen. Die häufigsten
neurologischen Notaufnahmediagnosen sind der Schlaganfall und der epileptische Anfall,
deren Prognose kritisch von einer raschen Behandlungseinleitung abhängt. Die Mehrzahl
der antwortenden Klinika verfügte 2006 über eine zentrale Notaufnahme. Die Erstversorgung
eingelieferter Patienten erfolgte in den meisten Häusern durch eigenes ärztliches
Personal der Notaufnahme, also Nichtneurologen. Die Notaufnahme ist für die neurologische
Versorgung der Bevölkerung von großer Bedeutung. Der Krankenhausträger sollte daher
sicherstellen, dass die Behandlung bestimmter neurologischer Notfallsituationen von
Anfang an neurologisch geführt ist (z. B. Schlaganfall, Krampfanfall, Meningitiden/Enzephalitiden)
oder unter maßgeblicher neurologischer Beteiligung abläuft (z. B. unklare Bewusstseinsstörung).
Hierfür sind Algorithmen/Notaufnahmestandards zu implementieren, die Bindungswirkung
entfalten.
Abstract
In Germany, more than one third of all hospital patients are emergency admissions.
Little is known about the number of emergency admissions to departments of neurology
and the organisation of their acute neurological care. The German Neurological Society
and its commission on neurological quality management have conducted a survey on the
structure and organisation of emergency facilities in German general hospitals with
neurological departments in the year 2006. Of 240 neurological university and general
hospital departments that were invited, almost half cooperated in the survey. About
50 % of neurological in-patients at university departments and 62 % in general hospitals
were emergency admissions. One tenth of all hospital emergency admissions were admitted
to neurological wards. The most common diagnoses of neurological emergency patients
are stroke and seizures. In both conditions, the prognosis depends on rapid specific
treatment. Almost all hospitals had implemented standard operating procedures for
the admission of stroke patients. In most hospitals, emergency care was delivered
by non-neurological medical personnel in a centralised emergency facility. The organisation
of emergency hospital admissions is of great importance for the provision of neurological
treatment in acute conditions. Hospital organisation must guarantee that that diagnosis
and treatment of certain neurological emergencies are conducted by neurologists right
from entry to the hospital (e. g., stroke, seizure, meningitis/encephalitis) and that
neurological participation is secured in others (e. g., disorders of consciousness
of unknown aetiology). Standard operating procedures have to be implemented and must
be binding.
Schlüsselwörter
Notaufnahme - Organisation - Neurologie
Key words
emergency room - organisation - neurology
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Prof. Dr. Claus-W. Wallesch
Universitätsklinik für Neurologie
Leipziger Straße 44
39120 Magdeburg
Email: wallesch@medizin.uni-magdeburg.de