Bei den Blutgruppen des AB0-Systems handelt es sich – ähnlich anderen prognostischen
Markern wie den Lewis Antigenen – um Glykoproteine auf Zelloberflächen. Der Zusammenhang
zwischen der Blutgruppe und dem Auftreten von Krebs konnte für einige Tumorentitäten
wie etwa für das Magenkarzinom bereits gezeigt werden. Für das nicht-kleinzellige
Lungenkarzinom ist der Zusammenhang zwischen der Expression des Blutgruppenmerkmals
A beziehungsweise dessen Verlust auf Tumorzellen seit etwa 15 Jahren bekannt. Weiterhin
ist in der Literatur eine Assoziation der Blutgruppe B mit verkürztem Überleben beschrieben.
In unserer explorativen Datenanalyse von 82 operierten Patienten mit nicht-kleinzelligem
Lungenkarzinom der Stadien I bis IIIb zeigte sich eine Korrelation der Expression
des Blutgruppenmerkmals A auf Erythrozyten (Blutgruppen A und AB) mit verlängertem
Überleben der Patienten (Median: 1194 Tage vs. 2422 Tage; p=0,027). In der multivariaten
Analyse (Cox Regression, Forward Likelihood Ratio) mit den Parametern Alter, Stadium,
Histologie, ECOG und Blutgruppenmerkmal A waren das Stadium (p=0,08) und die Expression
des Merkmals A (HR 0,54; KI=0,306–0,975; p=0,016) die einzigen prognostisch relevanten
Faktoren.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, das anders als bisher gezeigt, nicht das Fehlen
des Merkmals B sondern die Expression des Merkmals A auch im peripheren Blut ein Marker
für verlängertes Überleben zu sein scheint. Zur Verifizierung dieser Ergebnisse werden
wir unsere Hypothese an einem zweiten größeren Patientenkollektiv testen.