Einleitung: Beim Elastase induzierten Lungenemphysem der Ratte wurde all-trans Retinolsäure (ATRA)
als mögliche Regeneration induzierende Substanz postuliert. Über die zugrunde liegenden
zellulären und molekularen Mechanismen ist bisher wenig bekannt. Akute Lungenschädigungen
alterieren das pulmonale Surfactantsystem. Eine mögliche Modulation der surfactantspezifischen
Proteine könnte daher Aufschluss über potentielle molekulare ATRA-Wirkungen in der
Lunge geben.
Methode: Bei männlichen Sprague-Dawley Ratten wurde mittels endotrachealer Gabe von Elastase
ein Emphysem induziert, die Kontrollgruppe erhielt isotone Kochsalzlösung. Von Tag
26–38 erfolgte die Therapie mit ATRA oder Trägersubstanz als i.p.-Gabe 1x/Tag. Danach
wurden die Lungen für die molekularbiologischen Untersuchungen aufgearbeitet. Nach
RNA-Isolation aus Gesamtlungengewebe wurde mittels Realtime-PCR (iCycler Detection
System; BioRad) die relative mRNA-Expression von SP-A, -B und –D analysiert.
Ergebnisse: Die Expression von JWA und CREB-1, zwei Vitamin A abhängigen Genen, wurde in allen
ATRA behandelten Gruppen induziert, sodass von einer ausreichenden ATRA-Wirkung auszugehen
ist. In der Elastasegruppe zeigte sich im Vergleich zur Kontrollgruppe jeweils eine
2x höhere Expression von SP-A, -B und -D. Bei den nach Emphysemsinduktion mit ATRA
behandelten Tieren fand sich eine verminderte Genexpression für SP-A, -B und –D. Die
mRNA aller drei Proteine fand sich unter ATRA-Therapie auf dem Niveau der Kontrollgruppe.
Diskussion: Das Surfactantsystem spielt bei immunologischen Prozessen und Schutzmechanismen der
Lunge eine Rolle. Die Expression seiner Modulatoren, der surfactantspezifischen Proteine,
ist beim Emphysem deutlich erhöht und normalisiert sich unter Behandlung mit ATRA..
Dies kann als Hinweis auf eine Beeinflussung inflammatorischer und/oder immunologische
Prozesse gewertet werden. Ob es sich dabei tatsächlich um lungenprotektive Mechanismen
handelt, muss noch offen bleiben.
DFG (FE287/8–1)