Rofo 2007; 179 - VO_407_2
DOI: 10.1055/s-2007-977189

Präoperative Lokalisation von Arbeitsgedächtnisarealen bei Hirntumor-Patienten mittels fMRT

AP Wunderlich 1, V Braun 2, W Freund 1
  • 1Univ.-Klinik Ulm, Abt. Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Ulm
  • 2Siegen

Ziele: Prüfung der Möglichkeit, für das Arbeitsgedächtnis relevante kortikale Areale bei Hirntumorpatienten darzustellen, um diese bei Tumor-Resektion bestmöglich schonen zu können. Methode: 54 Patienten mit parieto-frontalen Tumoren im Alter von 17 bis 66 Jahren (Mittelwert 39,6 Jahre) wurden mit einem Two-Back-Paradigma in der fMRT untersucht. Hierfür wurden mittels einer MR-tauglichen Videobrille im Scanner Buchstaben präsentiert, jeweils 500ms lang, wobei alle 3 Sekunden ein neuer Buchstabe erschien. Für die Aufzeichnung der Antworten dienten MR-kompatible Tasten. In der Aktivierungsbedingung mussten die Buchstaben gemerkt werden und dann ‘ja' gedrückt werden, wenn der vorletzte Buchstabe wieder erschien, ansonsten ‘nein'. In der Kontrollbedingung war bei einem bestimmten Buchstaben, nämlich ‘h', ‘ja' zu drücken, bei allen anderen ‘nein', so dass ein Merken der Buchstaben nicht erforderlich war.

Die Auswertung erfolgte mit eigener Software mittels Kreuzkorrelation, wobei aktivierte Regionen farbig auf ein anatomisches Bild überlagert wurden. Die Qualität der Untersuchung wurde auf einer 4-Punkte Skala von 1=sehr gut bis 4=nicht diagnostisch bewertet. Kriterien waren Erkennbarkeit und Eindeutigkeit der Aktivierungen sowie visuelle Begutachtung der Signal-Zeit-Kurve aktivierter Areale.

Bei 14 Patienten wurde die Gedächtnisleistung prä- und postoperativ mithilfe von neuropsychologischen Tests erfasst. Die Tumorresektion erfolgte anhand der fMRT-Daten mittels intraoperativer Neuronavigation. Ergebnis: Bei allen Patienten konnte die Untersuchung vollständig durchgeführt werden. Eine sehr gute Darstellung der Arbeitsgedächtnisareale zeigte sich in 25, eine gute Darstellung in 26 Fällen. Bei 2 Patienten war die Verlässlichkeit der Auswertung fraglich, bei einem war das Ergebnis nicht diagnostisch. Also war in 51/54 Fällen (=95%) eine zweifelsfreie Darstellung gedächtnisrelevanter Areale möglich.

Die Operationsergebnisse waren gut, bei den 14 getesteten Patienten war postoperativ nur in einem Fall eine Verminderung der Gedächtnisleistung festzustellen, 12 Patienten zeigten eine unveränderte und ein Patient eine verbesserte Gedächtnisleistung, jeweils verglichen mit dem präoperativen Zustand. Schlussfolgerung: Das Two-Back-Paradigma in der dargestellten Form ist für die präoperative Lokalisation von Arbeitsgedächtnisarealen auch bei Hirntumorpatienten anwendbar. Der Operateur erhält entscheidende Informationen über den Zugangsweg und über ggf. eingeschränkte Resektionsmöglichkeiten.

Korrespondierender Autor: Wunderlich AP

Univ.-Klinik Ulm, Abt. Diagnostische und Interventionelle Radiologie, Robert-Koch-Str. 8, 89070 Ulm

E-Mail: arthur.wunderlich@uni-ulm.de