Rofo 2007; 179 - VO_407_4
DOI: 10.1055/s-2007-977191

Charakterisierung kortikaler Repräsentationsmuster bei fokaler Dystonie mit der funktionellen MRT bei 3,0 Tesla

KT Hoffmann 1, T Islam 1, H Bruhn 1, S Schmidt 1, L Lüdemann 1, T Trottenberg 1, A Kupsch 1
  • 1Charité, Klinik für Strahlenheilkunde, Neuroradiologie, Berlin

Ziele: Charakterisierung kortikaler Repräsentationsmuster bei Patienten mit fokaler Dystonie (Graphospasmus simplex) mittels funktioneller MRT (fMRT) in den primären motorischen und sensorischen Rindenfeldern, im supplementär-motorischen und sekundären sensorischen Kortex. Methode: Es wurden je 17 rechtshändige unbehandelte Patienten und äquivalente Kontrollpersonen untersucht. Die fMRT erfolgte bei 3,0 T unter motorischer (Fingeropposition (tapping) und Indexbeugung) und sensorischer (überschwelliger Medianusreiz) Stimulation. Dystone Bewegungen wurden unter kontinuierlichem Monitoring (EMG) ausgeschlossen. Mit SPM-basierter Auswertung wurden die Brodmann-Areale (BA) 4, 1–3, 6 und 40 betrachtet. Zur anatomischen Kartierung der SPM-Cluster wurden die Daten der statistischen Matrix von den MNI- in Talairach-Koordinaten konvertiert (MSU-MNI Space Utility). Es wurden die Anzahl der Voxel im Cluster, die Talairach-Koordinaten des primären Maximums des Clusters, das Verhältnis des Schnittvolumens zum Clustervolumen und zum Regionalvolumen ermittelt. Die statistische Auswertung erfolgte mit der Multivarianzanalyse nach Brunner und dem Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben mit SPSS und SAS. Ergebnis: Im Gruppenvergleich ergab sich bei Patienten eine verminderte Aktivierung in BA 4 links bei motorischer Aktivierung sowohl der ipsi-als auch kontralateralen Hand. Außerdem ergab sich bei Patienten eine verminderte Aktivierung in BA 1–3 links bei kontralateralem Tapping, in BA 3 links bei kontralateraler Indexbeugung und ipsilateralem Tapping und in BA 2 rechts bei kontralateralem Tapping. Patienten zeigten Minderaktivierungen in BA 6 bilateral bei allen Bewegungen der linken Hand und in BA 6 links bei kontralateralem Tapping. Bei Patienten wurde eine geringere Aktivität in der jeweils ipsi- und kontralateralen BA 40 während Fingeropposition mit der rechten wie linken Hand ermittelt. Der Vergleich innerhalb der Gruppen ergab eine aufgehobene Hemisphärendominanz bei Patienten. Schlussfolgerung: Die Befunde suggerieren eine verminderte Grundaktivität und eine beeinträchtigte Reaktivität auf Bewegungsaufgaben in primär motorischen (BA 4) und sensiblen (BA 1–3), supplementär-motorischen (BA 6) sowie in somatosensorischen assoziativen Rindenfeldern (BA 40) bei Patienten mit aktionsspezifischer fokaler Dystonie.

Themenverwandte Studien mit Ermittlung kortikaler Mehraktivierungen beziehen sich in der Regel auf pathologische Exzitationen, die während der Provokation dystoner Bewegungsmuster ausgelöst wurden.

Korrespondierender Autor: Hoffmann KT

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