Ziele: Das Alien Limb Syndrom ist im Zusammenhang mit Hirnläsionen beobachtet worden, die
überwiegend die primären oder sekundären motorischen Areale betreffen. Läsionen im
Corpus Callosum (CC) sind ebenfalls beschrieben. Wir berichten über die Anwendung
von Diffusion Tensor Imaging (DTI) bei Patienten mit Alien Limb Syndrom. Methode: Drei Patienten mit klinischen Symptomen eines Alien Limb Syndroms wurden untersucht.
Das CC war in der strukturellen Magnetresonanztomographie (MRT) bei allen Patienten
geringgradig atroph, ebenso die Zentral- und Postzentralregion. Sechs DTI-Datensätze
alterskohärenter Kontrollsubjekte wurden aus einer Datenbank von Patienten mit primären
Hirntumoren ausgewählt. Die MRT-Untersuchungen wurden mit einer Acht-Kanal Phased
Array Spule bei 3 Tesla durchgeführt (Magnetom Trio, Siemens, Erlangen). Für die DTI-Messungen
mit 38 Schichten in isotroper Auflösung (Kantenlänge 2,2mm) und 24 Gradientenrichtungen
wurde die single-shot stimulated echo (STEAM)-Technik angewandt (b-Werte: 0 und 1000s/mm2;
3 Akquisitionen; Akquisitionszeit gesamt 20min). Das Postprocessing erfolgte mit DeffCoN
(eigene Software). Die Zielregionen (ROIs) für die Evaluation der Fraktionellen Anisotropie
(FA) wurden in den drei mittleren sagittalen Schnittebenen im CC platziert. Hierbei
kam eine neuroanatomisch korrelierte topographische Einteilung zur Anwendung die das
CC oberhalb der geometrischen Anterior-Posterior-Linie in fünf Areale einteilt: (I)
präfrontal, (II) prämotor, (III) motor, (IV) sensorisch, und (V) parietal, temporal
und okzipital (Hofer & Frahm, 2006). Ergebnis: Im Vergleich mit der Kontrollgruppe fanden sich bei allen drei Alien-Limb-Patienten
signifikant niedrigere mittlere FA-Werte in den Arealen (II) – (V), mit den deutlichsten
Unterschieden in den Arealen (III) und (IV). Im Areal (III) betrugen die mittleren
FA-Werte (±Standardabweichung) bei den Patienten 0,22±0,02 (Kontrollen 0,38±0,06).
Im Areal (IV) betrugen die mittleren FA-Werte bei den Patienten 0,20±0,01 (Kontrollen:
0,37±0,03). Schlussfolgerung: Unsere Ergebnisse stützen die Theorie einer Beteiligung des CC bei Vorliegen eines
Alien Limb Syndroms. Mittels DTI war es möglich, spezifische lokale Veränderungen
zu identifizieren, die durch eine Reduktion der FA repräsentiert sind. Die eindeutigsten
Veränderungen fanden sich den Arealen des CC, die der Konnektion der primären sensomotorischen
Areale dienen. Somit liefert DTI zusätzliche wertvolle Information zur Charakterisierung
von Patienten mit Alien Limb Syndrom.
Korrespondierender Autor: Buhk JH
Universitätsklinik Göttingen, Neuroradiologie, Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
E-Mail: jh.buhk@med.uni-goettingen.de
Diffusion Tensor Imaging - Fraktionelle Anisotropie - Alien Limb Syndrom