Einleitung: Ein reduzierter Ernährungszustand ist häufig ein begleitendes Phänomen fortgeschrittener
Tumorerkrankungen. Er ist ein mitbestimmender Faktor für den Verlauf der Erkrankung,
die Überlebenszeit und die Lebensqualität. Bisher liegen nur wenige Daten zum Ernährungszustand
von Krebspatienten in Deutschland vor. Ziel der Untersuchung war es deshalb, den Ernährungszustand
aller stationär aufgenommen Patienten zu erheben, um genauere Angaben zum Ernährungsstatus,
zu besonders betroffenen Tumorentitäten und auch zu möglichen Ursachen zu bekommen.
Methoden: Mithilfe des NRS-Screenings (Nutritional Risk Score) wurde der Risikograd für eine
Mangelernährung bei den Patienten bestimmt (1). Zusätzlich wurde bei allen Patienten
eine BIA-Messung durchgeführt, die Nahrungszufuhr mittels 24-Stunden-Recall abgeschätzt
und mögliche Ernährungsprobleme abgefragt. Die daraus resultierenden ernährungstherapeutischen
Maßnahmen wurden dokumentiert. Im Zeitraum von 6 Monaten wurden 250 Datensätze erfasst.
Resultate: Für 179 der 250 erfassten Patienten lag ein NRS-Score von >3 vor. Am häufigsten betroffen
waren Patienten mit Magen-Ca (100%), Ösophagus-Ca (92%) und Pankreas-Ca (81%). Bemerkenswert
war, dass auch 71% der Patientinnen mit Mamma-Ca einen NRS-Score >3 aufwiesen und
82% der Darmkrebspatienten. 43 Patienten hatten einen BMI <20, 169 einen Gewichtsverlust
von >5% seit Erkrankungsbeginn. Die Kalorienaufnahme lag im Mittel etwa 700kcal unterhalb
des errechneten Bedarfs.
Konklusion: Die Datenerhebung bestätigt die Ergebnisse anderer Untersuchungen, die auf den schlechten
Ernährungszustand von Tumorpatienten hinweisen. Trotzdem hatten nur 11% der Patienten
vor der stationären Aufnahme bereits eine Ernährungsberatung erhalten, nur 3% bekamen
eine Ernährungstherapie (Trinknahrung oder parenterale Ernährung), wobei die Hälfte
dieser Patienten die Therapie aus Eigeninitiative eingeleitet hat. Vor allem bei Patienten
mit Tumorentitäten, die vermeintlich kein Ernährungsrisiko mit sich bringen, wie z.B.
Mamma-Ca, oder bei Patienten mit einem normalen BMI, wird eine Mangelernährung häufig
nicht erkannt.
Referenzen: (1) Kondrup J, et al: Nutritional risk screening (NRS 2002): a new method based on
an analysis of controlled clinical trials. Clin Nutr 2003; 22(3): 321–336.