psychoneuro 2007; 33(5): 206
DOI: 10.1055/s-2007-984852
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Depressionen - Noradrenalin-Dopaminwiederaufnahmehemmer Bupropion zugelassen

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Publication Date:
02 July 2007 (online)

 

Evolutionär gesehen, sind alle psychiatrischen Erkrankungen Steigerungsformen von in der Evolution als sinnvoll herausgebildeten psychischen Eigenschaften, erklärte Prof. Hinderk M. Emrich, Hannover, auf der Einführungspressekonferenz von GlaxoSmithKline in Hamburg. Schon Schneider ist davon ausgegangen, dass z. B. Pflicht und Zwangsneurose, Furcht und Angstneurose oder Übermut und Manie miteinander verwandt sind. Viele Patienten mit Depressionen tragen Persönlichkeitszüge wie Ordentlichkeit, Gewissenhaftigkeit, Gründlichkeit oder Verantwortungsbewusstsein. Neben der Persönlichkeit können auch sozioökonomische Daten, belastende Lebensereignisse und genetische Vulnerabilität das Risiko für eine Depression erhöhen. Das Belohnungssystem, d.h. das dopaminerge System, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Eine Depression kann beispielsweise entstehen, wenn bei der Suche nach der Sinnhaftigkeit keine Lösung gefunden wird. "Alle Wege sind verschlossen".

Allein in Deutschland leiden etwa fünf Millionen Betroffene an einer Depression. Nach Schätzungen der Weltgesundheitsbehörde WHO werden bis zum Jahre 2020 mehr Menschen an Depressionen erkrankt sein als an Herz-Kreislauf-Krankheiten. Zurzeit werden allerdings höchstens 10 % adäquat behandelt. Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie sind gezielte Diagnostik und eine individuell auf den Patienten und seine Symptome abgestimmte Behandlung, so Emrich. Häufige Probleme sind die Angst vor Abhängigkeit (Antidepressiva machen in der Regel nicht abhängig!), unzureichende Wirksamkeit sowie unerwünschte Nebenwirkungen (insbesondere Müdigkeit, sexuelle Dysfunktionen, Gewichtszunahme) und auch der verzögerte Wirkungseintritt.

Die Palette der Antidepressiva wird jetzt durch die Einführung der ersten Noradrenalin- und Dopaminwiederaufnahmehemmer (NDRI) Bupropion erweitert, stellte Prof. Ekkehard Haen, Regensburg, vor. Bupropion (Elontril®) ist in Europa seit Anfang April zur Behandlung von Episoden einer depressiven Erkrankung (Höchstdosis 300 mg/Tag) auf dem Markt. Wie Prof. Michael Bauer, Dresden, erläuterte, eignet sich Bupropion besonders für zurückgezogene/gehemmte Patienten mit Symptomen wie Freudlosigkeit, Antriebsarmut und Energiemangel. Weltweit wurden bereits mehr als 65 Millionen Patienten mit Bupropion behandelt, das bereits seit 1999 als Raucherentwöhnungsmittel in der EU erhältlich ist. In den Zulassungsstudien war Bupropion auch bei älteren depressiven Patienten gut verträglich und vergleichbar wirksam wie SSRI. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Mundtrockenheit, Obstipation und Übelkeit. Sexuelle Dysfunktionen sind aufgrund des Wirkmechanismus nicht zu erwarten und liegen auf Placeboniveau. Im Durchschnitt nahm in den Langzeitstudien das Körpergewicht der Patienten unter Bupropion um etwa 1 bis 2 kg ab.

Dr. Katrin Wolf

Einführungspressekonferenz "Elontril®: Das einzige Antidepressivum, das selektiv auf Noradrenalin und Dopamin wirkt" am 12. März in Hamburg, veranstaltet von GlaxoSmithKline GmbH & Co. KG

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