Dtsch Med Wochenschr 2007; 132(37): 1907-1908
DOI: 10.1055/s-2007-985618
Korrespondenz | Correspondence
Leserbrief
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Wasserfilter zur Prävention nosokomialer Legionellosen? Leserbrief 2

Zum Beitrag in DMW 49/2006G. Caspari
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Publication Date:
07 September 2007 (online)

Laut dem Kommentar zur Anwendung von Wasserfiltern in Risikobereichen zur Verhinderung von nosokomialen Legionellosen [9] gebe es keine wissenschaftlichen Daten dafür, dass Wasserfilter (gemeint sind endständige Sterilfilter für Wasserhahn und Dusche) zur Prävention von Legionellosen beitragen. Man muss aber deutlicher als in dem Kommentar hervorheben, dass Legionellen in Krankenzimmern aus der Wasserleitung kommen und dass durch mechanische Maßnahmen (z. B. Duschköpfe, Perlatoren an Wasserhähnen, einlaufendes Badewasser) legionellenbehaftete Aerosole entstehen, die der Patient einatmet und die bei entsprechender Infektionsdosis und Prädisposition des Patienten zur Legionellose führen [3]. Dass sich die Wasserbelastung durch Legionellen mit Hilfe endständiger Sterilfilter an Wasserhahn und Dusche sehr weitgehend einschränken oder verhindern lässt und damit die Ursache für die Übertragung der Legionellose wegfällt [5] [6] [7], wird auch im Kommentar nicht bestritten [9]. Im historischen Vergleich ist die klinische Wirksamkeit der Filter sehr wohl erwiesen [1] [2]. In dieser Situation würden prospektive klinische Studien von keiner Ethikkommission genehmigt, da das Ergebnis absehbar ist und Patienten unnötig gefährdet würden. Damit wird dem Kommentar aber die Basis entzogen.

Die endständige Sterilfilterung legionellenkontaminierten Leitungswassers für Risikopatienten wird im Gegensatz zu den Aussagen des Kommentars [9] sehr wohl in einschlägigen Guidelines empfohlen [4] [8].

Auch die Erklärung für die unterschiedliche retrograde Kontamination endständiger Filter durch Pseudomonaden und Legionellen scheint mir nicht so schwierig: Während Pseudomonaden sich relativ gut in Feuchtbereichen wie dem Siphon eines Waschbeckens halten, tun Legionellen dies nicht. Ob die geringe, mögliche retrograde Rekontaminationsrate endständiger Filter bei wöchentlichem Wechsel deren Gesamtnutzen bei kontaminiertem Warmwassersystem auf Null reduziert oder ob nicht doch ein Nettonutzen bleibt, mag der Leser beurteilen.

Mit der Aussage, Reinigungspersonal in Krankenhäusern sei nicht in aseptischer Praxis geschult, hat die Autorin sicher Recht. Trotzdem lässt sich dem Reinigungspersonal durchaus in den von den einschlägigen Richtlinien geforderten (!) Schulungen beibringen, dass ein endständiger Wasserfilter an Wasserhahn oder Dusche nicht von unten abgewischt werden darf.

Die falsche Aussage der Zwischenüberschrift „Duschen kein Risiko für Legionellenkontakt” wird im Kommentar [9] dadurch relativiert, dass im darauf folgenden Abschnitt überlegt wird, welche Patienten beim Duschen den Kontakt von legionellenhaltigem Wasser mit den oberen Atemwegen vermeiden können. Für nicht kooperative Patienten wird dann doch ein Sterilfilter empfohlen, das Risiko also bestätigt. In dem Kommentar [9] wird argumentiert, die Verwendung von Sterilfiltern sei deswegen fraglich, weil die Patienten außerhalb ihrer Zimmer an verschiedenen Stellen des Krankenhauses dem Kontakt mit Legionellen ausgesetzt seien. Der Kontakt mit legionellenhaltigen Aerosolen beim Duschen und eventuell am eigenen Waschbecken stellt aber für Risikopatienten eine ungleich höhere Gefährdung dar als die orale Aufnahme von Legionellen aus einem Glas Wasser, bei der für die Infektion eine zusätzliche Aspiration erforderlich ist, und diese ungleich höhere Gefährdung wird durch Sterilfilter deutlich reduziert bzw. eliminiert.

Angesichts von Kommentaren wie dem publizierten [9] wird es immer schwieriger, notwendige Schutzmaßnahmen für schwer beeinträchtigte Patienten gegenüber Klinikverwaltungen zu rechtfertigen.

Literatur

  • 1 Campins M, Ferrer A, Callis L. et al . Nosocomial Legionnaire’s disease in a children’s hospital.  Pediatr Infect Dis J. 2000;  19 228-234
  • 2 Hummel M, Kurzuk M, Hetzer R. Prophylactic and pre-emptive strategies for control of Legionnaires disease in heart transplant recipients. Abstract P761 from Deutsches Herzzentrum; Berlin, Germany from the 9th European Congress of Clinical Microbiology and Infectious Diseases held in Berlin March 21 - 24, 1999 [zitiert nach Ortolano 2005, ref. 172]
  • 3 Knirsch C A, Jakob K, Schoonmaker D. et al . An outbreak of Legionella micdadei Pneumonia in transplant patients: evaluation, molecular epidemiolog, and control.  Am J Med. 2000;  108 290-295
  • 4 Ministère de la Santé et des Solidarités .L’eau dans les Établissements de Santé - guide technique, France,. www.sante.gouv.fr/htm/dossiers/eau_etabs/accueil.htm 2005
  • 5 Ortolano G A, McAlister M B, Angelbeck J A. et al . Hospital water point-of-use filtration: A complimentary strategy to reduce the risk of nosocomial infection.  Am J Infect Control. 2005;  33 S1-9
  • 6 Sheffer P J, Stout J E, Wagener M M. et al . Efficacy of new point-of-use water filter for preventing exposure to Legionella and waterborne bacteria.  Am J Infect Control. 2005;  33 S20-25
  • 7 Vonberg R P, Eckmanns T, Bruderek J. et al . Use of terminal tap water filter systems for prevention of nosocomial legionellosis.  J Hosp Infect. 2005;  60 159-162
  • 8 WHO .Legionella and the prevention of Legionellosis. WHO Press, Genf edited by Bartram J, Chartier Y, Lee JV et al 2007
  • 9 Kappstein I. Wasserfilter zur Prävention nosokomialer Legionellosen?.  Dtsch Med Wochenschr. 2006;  131 2789-2792

Priv.-Doz. Dr. Gregor Caspari

ZE Medizinaluntersuchungsamt und Krankenhaushygiene, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein/Campus Kiel

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Email: gcaspari@hygiene.uni-kiel.de

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