Ziel: Ermittlung der neurologischen, psychiatrischen und neuropsychologischen Schäden und
deren Auswirkung auf die Lebensqualität von Patienten nach Media-Totalinfarkt und
dekompressiver Hemikraniektomie (DCH).
Methoden: Wir untersuchten 20 Patienten nach raumforderndem Infarkt im Versorgungsgebiet der
A. cerebri media nach dekompressiver Hemikraniektomie über der subdominanten Hemisphäre.
Das Intervall vom Infarktereignis zur Nachuntersuchung betrug mindestens ein Jahr.
Neben neurologischen Funktionsscores untersuchten wir in einer ausführlichen neuropsychologischen
Testbatterie Aufmerksamkeits-, verbale sowie non-verbale Gedächtnis- und Lernfunktionen.
Resultate: Kollektiv von 6 Frauen und 14Männern im Alter von 52±14 (MW±STD) Jahre.
Das Alter korrelierte mit schlechteren Score-Werten auf der Rankin-Skala des Barthel-Scores,
nicht aber mit dem NIH-Stroke-Scale.
Die neuropsychologischen Untersuchungen legten deutliche Schwierigkeiten für alle
Domänen mit Ausnahme des non-verbalen Lernens und Gedächtnisses offen.
Die Leistungen aller Domänen außer der frontalen Exekutivfunktionen und der Sprache
korrelierten signifikant mit dem Einschränkungsgrad der Aktivitäten des täglichen
Lebens, gemessen am Barthel-Index.
Mehr als zwei Drittel der Patienten würden sich erneut für eine dekompressive Hemikraniektomie
entscheiden, wenn sie erneut vor diese Entscheidung gestellt würden.
Weder Alter, körperliche Behinderung noch neuropsychologisches Defizit, aber Depressivität
(gemessen am Becks Depressionsinventar) zum Zeitpunkt der Nachuntersuchungen standen
statistisch mit der Entscheidung in dieser Frage im Zusammenhang.
Zusammenfassung: Trotz Behinderungen und neuropsychologischer Einschränkungen nach dem Überleben eines
A. cerebri media Infarktes würde sich die Mehrzahl der Betroffenen wieder für einen
solchen Eingriff entscheiden. Die Gruppe derer, die sich hypothetisch gegen eine Hemikraniektomie
ausgesprochen hätten, war signifikant depressiver als jene, die sich erneut operieren
lassen würden, während Alter und neurologisches/neuropsychologisches Defizit keine
Prädisposition darstellten, sich im Nachhinein gegen eine dekompressive Hemikraniektomie
zu entscheiden.