Einleitung: Das Dünndarmkarzinom ist mit einem Anteil von 1–2% aller malignen gastrointestinalen
Tumoren eine Rarität. Eine erhöhte Inzidenz findet sich bei bestimmten genetischen
bzw. chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Aufgrund der unspezifischen Symptomatik
wird es häufig erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Nur ca. 50% der Fälle
sind bei Diagnosestellung kurativ resektabel.
Methodik: 66-jährige Patientin mit Abdominalschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Stuhlunregelmäßigkeiten
seit einem Jahr sowie Gewichtsverlust von 10kg. Z.n. Cholezystektomie vor 11 Monaten,
Abdomensonographie einige Wochen später mit dem Bild eines Subileus. Anschließend
unauffällige Koloskopie. Gastroskopie 4 Wochen vor der Vorstellung mit histologischem
V.a. Zöliakie. Laborchemisch bei Aufnahme kein pathologischer Befund, eine Zöliakie-Diagnostik
wurde initiiert. Radiologisch multiple Dünndarmspiegel, sonographisch V.a. kurzstreckige
Dünndarmstenose, am ehesten mit einem M. Crohn vereinbar. Abdomen-CT ohne richtungsweisenden
Befund. In der Dünndarm-Doppelkontrastdarstellung nach Sellink Nachweis einer konstanten
filiformen Stenose im Bereich des Jejunums in Projektion auf den rechten Unterbauch.
Ergebnis: Intraoperativ zeigte sich 2m distal des Treitz'schen Bandes ein 5×3,5cm messender
stenosierender Tumor mit multiplen derben Lymphknoten im dazugehörigen Mesenterium.
Es erfolgte die Resektion von 50cm Jejunum unter Mitnahme des Lymphabstromgebietes.
Die Histologie ergab ein Adenokarzinom des Dünndarms pT2 pN0 (0/25) G3 R0 mit unspezifischer
Lymphadenitis. Der postoperative Verlauf war regelrecht. Die serologische Diagnostik
bestätigte die endoskopische Verdachtsdiagnose der Zöliakie bei hoch positivem Gliadin-
und Transglutaminase-Antikörpertiter.
Schlussfolgerung: Da eine lange Latenzzeit bis zur richtigen Diagnosestellung die Prognose wesentlich
verschlechtert, liegt die Herausforderung des behandelnden Arztes darin, bei Patienten
mit unklaren abdominellen Beschwerden nach Ausschluss anderer häufiger vorkommender
Erkrankungen überhaupt an die Möglichkeit eines Dünndarmkarzinoms zu denken. Die Therapie
der Wahl ist die radikale onkologische Resektion. Patienten mit einem T1/2-Stadium
und fehlenden Lymphknoten- oder Fernmetastasen haben eine gute Prognose.