Da sowohl Tätowierungen als auch Piercen invasive Verfahren sind, bei denen die Haut
durchtrennt wird, ist es nicht verwunderlich, dass sie mit vielen Komplikationen behaftet
sein können. Bei beiden kann es zu Vereiterungen oder zur Übertragung von Infektionserkrankungen
kommen, bei beiden kann es durch die Einbringung künstlicher Substanzen zu Fremdkörperreaktionen
oder Allergien führen. Größere Verletzungen werden naturgemäss bei den Piercings gesehen,
die in Abhängigkeit zu ihrer Lokalisation starke Blutungen, Knorpelnekrosen, Nervenschädigungen
oder Verletzungen der Urethra verursachen können. Extreme Schwellungen können auch
eine Gangrän z.B. des Penis bedingen. Oft wird durch den invasiven Kontakt der Schmuckstücke
eine Nickelallergie gebahnt oder ausgelöst. Aber auch eine Sarkoidose kann durch beide
Praktiken reaktiviert werden, ebenso wie eine Kollagenose. Als Infektionen werden
übertragen: Warzen, Hepatitis, Tuberkulose, HIV. Bei Prädisponierten treten Keloide
auf. Generell sollten Piercings oder Tätowierungen nicht bei Patienten mit einem M.
Crohn, M. Behçet, Rheuma oder einer Neurodermitis vorgenommen werden. Insbesondere
kann es bei Tätowierungen zur Ausbildung von Pseudolymphomen kommen. Inwieweit gewisse
Tätowierungsfarben frei von Toxinen oder Kanzerogenen sind ist oft ungeklärt. Zu einem
besonderen Problem kann die in der Damenwelt so beliebte Tätowierung über den Lendenwirbeln,
im Volksmund auch als „Arschgeweih“ bekannt, werden. Muss nämlich, z.B. wegen einer
Geburt; eine Spinalanästhesie durchgeführt werden, so können durch die Kanüle Farbpartikel
in den Spinalkanal eingebracht werden, was zu nicht bekannten Konsequenzen führen
kann. So muss den vor solch einer örtlichen Betäubung ein Hautschnitt gemacht werden,
um die Kanüle tiefer anzusetzen.