Z Gastroenterol 2007; 45 - A_13
DOI: 10.1055/s-2007-992706

Prediktoren unerwünschter Arzneimittelwirkungen in der Gastroenterologie

H Dormann 1, EG Hahn 1, Y Zopf 1
  • 1Medizinische Klinik 1 der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg

Hintergrund:

Bisher existieren keine unabhängigen Vorhersagefaktoren für UAW bei internistischen Patienten, die auf der Grundlage einer UAW Intensiverfassung unter Einschluss von klinischen Parametern gewonnen wurden.

Methode:

Im Rahmen einer multizentrische Studie mit internistischen Patienten der Universitätsklinik Erlangen und Regensburg wurden Intensiverfassungen von UAW während der Klinikaufenthalte durch Internisten und Pharmazeuten auf gastroenterologischen Schwerpunktstationen prospektiv durchgeführt. Neben den über die jeweiligen Krankenhausinformationssysteme verfügbaren Daten zu Labor, Befund und Diagnosen wurden alle erfassten UAW auf der elektronischen Plattform der KLASSE-Datenbank* archiviert. Alle UAW wurden hinsichtlich ihrer Wahrscheinlichkeit, der Schweregrade, des Typs und der Vermeidbarkeit auf der Basis von international gültigen Bewertungsskalen evaluiert.

Ergebnisse:

Die UAW Rate betrug 38% (n=345). Neben der Erfassung von Arzneimittelverordnungen wurden 40 weitere Parameter (z.B. Vitalstatus, Nikotin- und Alkoholabusu, Labor, etc.) in die multivariate Analyse miteinbezogen.

Hierbei zeigten eine erhöhte Temperatur zum Zeitpunkt der Krankenhausaufnahme (OR 1.609 CI 1.133–2.285), eine bestehende Anämie (OR 0.386 CI 0.194–0.768) oder Thrombopenie (OR 0.998 CI 0.627–0.989) sowie die steigende Anzahl an Arzneimittel-Verordnungen (OR 1.117 CI 1.076–1.159) einen signifikanten Einfluss auf das Ereignis UAW. Demgegenüber war das Risiko einer UAW bei gleichzeitigem Alkoholabusus vermindert (OR 2.049 CI 1.228–3.258).

Das höchste attributable UAW Risiko bestand für Antithrombotika und das höchste relative Risiko (RR) für Chemotherapeutika. Allerdings konnte für die Verordnung von Kombinationen von Arzneimittelklassen kein additives oder multiplikatives Risiko berechnet werden.

Schlussfolgerung:

Oben genannte Prediktoren sollten bei jeder Krankenhausaufnahme die Bereitschaft zur Pharmakovigilanz bei den behandelnden Ärzten deutlich erhöhen. Neben hoch Risiko Pharmaka wie Chemotherapeutika sollten insbesondere häufig verordnete Medikamente wie Antithrombotika bei der UAW Entstehung nicht unterschätzt werden.

KLASSE: Klinisches Arzneimittelsicherheitssystem Erlangen-Modell Onto-Drug