Z Gastroenterol 2007; 45 - A_14
DOI: 10.1055/s-2007-992707

Kontraindikation Therapieleitlinie? Implementierung und Evaluierung einer elektronischen Entscheidungsunterstützung zur Anwendung von Antiinfektiva in der Gastroenterologie

H Dormann 1, Y Zopf 1, U Prokosch 2, EG Hahn 1, R Sojer 2
  • 1Medizinische Klinik 1 der Friedrich Alexander Universität Erlangen-Nürnberg
  • 2Medizinisches Zentrum für Informations- und Kommunikationstechnik im Klinikum Erlangen

Hintergrund: Die konsequente klinische Umsetzung von Therapieleitlinien wird von den zuständigen Fachgesellschaften zunehmend gefordert. Die Anwendbarkeit wird derzeit aber durch die fehlende Integration am klinischen Arbeitsplatz häufig eingeschränkt. Zum anderen können Komorbiditäten oder Komedikationen insbesondere von hepato-gastroenterologischen Patienten schwerwiegende Kontraindikationen zu den empfohlenen Therapieleitlinien darstellen.

Ziel dieses Modellprojektes war es eine elektronische Entscheidungsunterstützung der Therapieleitlinien bezüglich der Anwendung von Antiinfektiva am klinischen Arbeitsplatz in der Gastroenterologie zu implementieren und die Verbesserung der Arzneimitelsicherheit zu evaluieren.

Methodik: Individuelle Patienten Parameter aus dem klinischen Informationssystem zu Diagnosen, Laborbefunden und Medikationen wurden hierbei sowohl mit den konzeptionalisierten Therapieleitlinien als auch mit einer Medikamentendatenbank in Beziehung gesetzt. Eine automatische Risikoanalyse bezüglich bestehender Gegenanzeigen, Anwendungsbeschränkungen und Medikamenteninteraktionen wurde definiert.

Ergebnis: Insgesamt wurden 29 Antiinfektiva zur Verordnung bei Peritonitis, Sepsis, Fieber bei Neutropenie, zur Helicobacter pylory Eradikation u.a. konzeptionalisiert. 545 Gegenanzeigen und Anwendungsbeschränkungen (z.B. Herzinsuffizienz, Elektrolytstörung, Leberfunktionsstörung, etc.) wurden hierbei mit Labortests assoziiert. Über Onto Drug konnten 2000 Medikamenteninteraktionen Therapieleitlinie vs. Komedikation überprüft werden.

Die konsequente Umsetzung der Empfehlungen des Entscheidungsunterstützungssystem wurde dokumentiert und anhand der parallel durchgeführten Intensiverfassung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen bei gastroenterologischen Patienten auf seine Wirksamkeit bezüglich der Verbesserung der Arzneimittelsicherheit hin überprüft.

Schlussfolgerung: Die evaluierte elektronische Entscheidungsunterstützung stellt insbesondere bei Patienten mit verschiedenen Organinsuffizienzen wie z.B. Leberinsuffizienz und bestehender Komedikation einen wichtigen Beitrag zur Umsetzung von Therapieleitlinien und zur Verbesserung der Arzneimittelsicherheit dar. Der Arzt hat hierdurch die Möglichkeit in kürzester Zeit verfügbares Expertenwissen differenziert auf seinen individuellen Patienten anzuwenden.