Z Gastroenterol 2007; 45 - A_18
DOI: 10.1055/s-2007-992711

AFP-produzierendes, hepatoides Adenokarzinom der Kardia; ein Fallbericht

C Kaiser 1, M Götzberger 1, N Landauer 1, F Lippl 1, T Kirchner 2, A Eigler 1, J Klose 1
  • 1Medizinische Klinik – Innenstadt, Klinikum der Universität München
  • 2Pathologisches Institut der Universität München

Ein 53-jähriger Patient stellte sich mit epigastrischen Schmerzen in der Notaufnahme vor, wesentliche Vorerkrankungen waren nicht bekannt. Laborchemisch fiel eine erhöhte LDH (990U/l), gGT (610U/l) und AP (203U/l) auf. Die Nativ-Abdomensonographie zeigte in beiden Leberlappen zum Teil sehr große, unscharf begrenzte, echoreiche Herde. Hinweise auf eine Leberzirrhose ergaben sich anamnestisch und sonographisch nicht. In der Kontrastmittelsonographie (2,4ml Sonovue) bestätigte sich der Verdacht auf eine Metastasenleber. Im Rahmen der Tumorsuche fiel in der ÖGD eine malignitätsverdächtige, exophytisch-ulcerierende, passierbare Raumforderung im Bereich des gastroösophagealen Übergangs auf. Die Histologie ergab ein Adenokarzinom der Kardia. Diskrepant zur begrenzten lokalen Tumorausdehnung in der konventionellen Endoskopie sowie im endoskopischen Ultraschall (uT2) zeigte sich endosonographisch neben den z.T. sehr großen Leberrundherden eine ausgeprägte mediastinale und abdominelle Lymphadenopathie (uN1M1). Laborchemisch war AFP mit 385.000ng/ml massiv erhöht, CEA lag bei 83,3ng/ml. Mittels real-time-Elastographie (Hitachi-EUB-8500) wurde die Gewebeelastizität untersucht und eine geeignete Punktionsstelle gewählt. Die mediastinalen Lymphknoten zeigten ein blaues Muster, einem harten Gewebe entsprechend, was den Malignitätsverdacht verstärkte. Die immunhistochemische Nachuntersuchung des Primärtumors sowie das Ergebnis der endosonographisch gesteuerten Lymphknotenpunktion erbrachte die Diagnose eines AFP-produzierenden, hepatoiden Kardia-Karzinoms. Nach Abschluss der Diagnostik wurde eine palliative Chemotherapie mit Docetaxel, Cisplatin und 5-FU nach dem DCF-Schema begonnen. Das AFP-produzierende Adenokarzinom tritt sehr selten auf und wird wegen seiner histopathologischen Ähnlichkeit mit einem HCC auch hepatoides Adenokarzinom genannt. Im Vergleich zu nicht-AFP-produzierenden Adenokarzinomen treten Leber- und Lymphknotenmetastasen signifikant häufiger auf. Die Differenzierung dieser seltenen Tumorvariante ist aufgrund ihrer gegenüber konventionellen Kardiakarzinomen besonders schlechten Prognose von klinischer Bedeutung.