Z Gastroenterol 2007; 45 - A_19
DOI: 10.1055/s-2007-992712

Gestörte Histaminabbaukapazität im Dickdarm bei Personen mit colorektalen Adenomen

M Raithel 1, MA Kuefner 1, B Giera 1, S Straube 1, J Kressl 1, EG Hahn 1
  • 1Medizinische Klinik 1, Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen

Veränderungen der Histaminsynthese und des Histaminabbaus wurden bereits bei verschiedenen Entzündungen und Tumorformen beschrieben. Histamin wird beim Menschen via Diaminoxidase (DAO, extrazellulär wirksam) und Histamin N-Methyltransferase (HNMT, intrazellulär wirksam) abgebaut. Während bereits Daten zur Aktivität der DAO im Colon bei Nahrungsmittelallergien vorliegen, untersuchte diese Studie zum ersten Mal diese Enzymaktivitäten bei Personen mit colorektalen Adenomen.

Von 94 bzw. 26 endoskopischen Biopsien des unteren Gastrointestinaltraktes von Adenompatienten bzw. Kontrollen wurden mittels radiometrischer Tests die spezifischen Aktivitäten der DAO (14C-Putrescine) und der HNMT (14C-S-Adenosylmethionin) gemessen. Die intra- und inter-Assay Variationen der hochsensitiven Enzymaktivitätstest betrugen zwischen 3,8–16,5%.

Die DAO-Aktivität [U/mg Protein] betrug bei Kontrollen 0,54+0,2, während Adenompatienten in der normalen Colonschleimhaut 0,48+0,3 aufwiesen, aber im Adenomgewebe signifikant weniger DAO hatten (0,15+0,07, p<0,0001) als in ihrer normalen Mukosa oder verglichen mit Kontrollen.

Noch deutlichere Befunde ergaben sich bei der HNMT. Hier zeigten Kontrollen eine HNMT-Aktivität von 1,01+0,6, während Adenompatienten schon in normaler Mukosa eine signifikant erniedrigte (0,55+0,3, p=0,0006) und im Adenomgewebe eine extrem erniedrigte HNMT-Enzymaktivität (0,18+0,1) hatten. Die topographische Analyse der HNMT-Aktivität entlang aller Darmabschnitte vom terminalen Ileum bis zu Rectum zeigte bei Adenompatienten in allen Abschnitten eine deutlich reduzierte HNMT-Enzymaktivität.

In allen Gruppen fand sich eine signifikante Korrelation (r2=) der DAO- mit der HNMT-Aktivität sowohl im Adenomgewebe (0,22), in normaler Mukosa von Adenompatienten (0,36) als bei Kontrollen (0,26).

Diese Ergebnisse zeigen, dass der Histaminabbau in der Colonschleimhaut bei Adenomträgern signifikant verändert bzw. reduziert ist, wobei der erstmals untersuchten HNMT -als intrazelluläres Histaminabbauenzym- eine größere Bedeutung zukommt als der DAO. Die maximale Reduktion beider Histaminabbauenzyme im Adenomgewebe kann die Folge der epithelialen Proliferation (unreife Epithelien) sein, deutet indirekt auf eine verstärkte mitogene Wirkung des Histamins hin und könnte in Zukunft als biochemischer Marker eines Adenomwachstums genutzt werden.